Dienstag, 28. Juli 2009

Gottesferne im 1. Johannesbrief

Wie wird Gottesferne im 1. Johannesbrief beschrieben?
1. In vollständigen Gegensatz zu Gottes Liebe und zum Vater tritt die „Welt“ in 2,15-17; mit diesem vieldeutigen Wort sind im 1. Joh Lebenszusammenhänge und Wirklichkeiten gemeint, die vom Begehren, von der Begierde konstituiert werden, d.h. von einer Haltung des Habenwollens, des Besitzergreifens. „Liebt nicht die „Welt“ und was in der „Welt“ ist. Wenn einer die „Welt“ liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der „Welt“ ist - das Begehren des Fleisches und die Begierde der Augen und das Protzen mit Besitz - ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.“ Im Gegensatz dazu steht die Agape-Liebe, also die Haltung des Gebens und des Verschenkens, in der alle Statusunterschiede, die von der „Lust“ und vom Besitzenwollen erzeugt werden, nichtig sind.
2. Eine weitere Metapher für die Gottesferne ist die „Finsternis“. In der Finsternis finden sich die Lüge und der Hass. Die Lüge zeigt sich, wenn Menschen, die Gottesnähe für sich behaupten, meinen, ohne Sünde zu sein und genau aufgrund dieser Haltung ihre Geschwister hassen, sie verachten und ihnen in der Not nicht beistehen 3,16-17). Das ist die subtilste Form der Gottesferne: zu glauben, im Licht zu stehen, in Gott zu sein, aber nun genau dies als ein Haben zu verstehen, dass einen loslöst aus der Gemeinschaft mit den anderen Christen: ein elitäres Bewusstsein der Überlegenheit, das alle Liebe auslöscht und so die scheinbar Erleuchteten in die Finsternis des Brudermordes stürzt. Genau dies geschieht nach Ansicht des Johannes, wenn Gott nicht im Licht der Liebe, die sich in Jesus Christus gezeigt hat, erkannt wird. „Wer sagt, er sei im Licht, und hasst seinen Bruder, der ist noch in der Finsternis“ (2,9) - „Wer aber seinen Bruder hasst, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht; denn die Finsternis hat seine Augen verblendet.“ (2,11)

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