Dienstag, 4. August 2009

Gefühle (2): Liebe zu Gott

Im Buch „Philosophie der Gefühle“ wagen sich Christoph Demmerling und Hilge Landweer auch an eine phänomenologische Beschreibung der Liebe zu Gott (154-156). Einige Highlights möchte ich gerne zitieren und mit einigen Beispielen aus der Bibel ergänzen.

„Das…Kriterium, dass der Liebe das Bestreben eigentümlich ist, dem Objekt der Liebe nahe sein zu wollen, gilt sicherlich auch für die Liebe der Gläubigen zu Gott. Das Kriterium, dass Liebe auf etwas gerichtet ist, was dem Liebenden fehlt und wonach er sich sehnt, gilt ebenfalls für die Gottesliebe…Begehrt wird in der Liebe der Menschen zu Gott nicht mehr uns nicht weniger als die Teilhabe am Göttlichen, an dem, was den Menschen entweder ganz fehlt oder dessen sie jedenfalls nicht dauerhaft teilhaftig sein können, wonach sie sich aber sehnen.“ (155)
Paulus möchte Christus „erkennen“ und mit diesem Erkennen ist sicherlich ein liebendes Erkennen gemeint, das zu engster Lebensgemeinschaft mit Christus führt (Philipper 3,7-11). Sein größter Wunsch ist es, aufzubrechen und „mit Christus zu sein.“ (Philipper 1,23)

„Als ein weiteres Kriterium für die Liebe im Vollsinn hatten wir den Kontakt mit dem Objekt der Liebe, das Involviert-Sein in gemeinsame Situationen, genannt….Bei der Liebe der Gläubigen zu Gott kann man sicherlich sagen, dass mit der Nähe zu ihm auch gemeinsame Situationen angestrebt werden, dass Gläubige sich Gott etwa im Gebet nahe fühlen und hoffen, durch das Gebet erhört zu werden.“ (155)
Gutes Beispiel dafür ist 1. Johannes 5,14-15.

„Der Gläubige weiß sich von Gott geliebt, aber auch er liebt ihn nicht deswegen, als eine Art Gegenleistung, sondern darum, weil Gott derjenige ist, der er ist – er liebt ihn um seiner selbst willen. Das gleiche gilt für die Liebe von Gott zu den Menschen; auch diese Liebe ist im Christentum ausdrücklich nicht an bestimmte Eigenschaften oder Wohlverhalten gebunden, sondern auf die Person als ganze mit all ihren Fehlern. Damit ist ein weiteres zentrales Kriterium der Liebe erfüllt“ (155)
Ich denke hier an das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Der liebende Vater läuft ihm entgegen, sobald er ihn sieht und umarmt ihn.

„Das Kriterium, dass personaler Liebe am Wohlergehen des anderen gelegen ist, drückt das Interesse an seinen Belangen und an der Verwirklichung seiner Bestrebungen aus, genau das, was der Gläubige tut, wenn er Gottes Gebote befolgt.“ (156)
Das bestätigt z.B. 1. Johannes 5,1-3.

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