Montag, 4. Januar 2010

Lukas 11,5-13 Freundschaft, Gebet und Heiliger Geist

In Lukas 11,5-13 läßt Lukas Jesus seine Jünger zum Gebet ermutigen. Lukas hat dazu ein Gleichnis Jesu (V. 5-8), ein Weisheitswort (V.9-10) und ein Kurzgleichnis mit Auswertung (V.11-13) zusammengestellt. Die Proseminararbeit einer Studierenden hat mich dazu gebracht, den Text einmal genauer anzuschauen und dabei bin ich auf zwei für mich überraschende Beobachtungen gestoßen.

Das Gleichnis ist in Frageform formuliert und erzählt von drei Freunden und schlafenden Kindern. Eine Eventanalyse hilft, genauer zu verstehen (Events beschreiben die Ereignisfolge, die der Geschichte zugrundeliegt).
1. Ein Freund (A) kommt spätabends auf einer Reise überraschenderweise bei einem Freund (B) an.
2. Sein Freund (B) hat nichts zum Essen im Haus, er kann ihn nicht bewirten.
3. Um Mitternacht geht Freund (B) deshalb zu Freund (C).
4. Er bleibt vor seinem Haus und deren verschlossener Tür stehen.
5. Er bittet Freund (C), vor der Tür stehend und hindurchrufend: Leih mir drei Brote und gibt ihm dafür die Begründung.
6. Freund (C) steht von seinem Bett auf, obwohl die Kinder bei ihm im Bett schlafen und die Tür schon zugeschlossen ist.
7. Er schließt die Tür auf.
8. Freund (C) gibt seinem Freund (B) alles, was dieser braucht.
Die Frage Jesu ist nämlich so gestellt, dass jeder sagen würde, nein, einen solchen Freund (C), der seinen Freund (B) abwimmeln und im Stich lassen würde, kenne ich nicht. Offen lässt Jesus, aus welchem Motiv heraus Freund (C) handelt: Weil er es aus Freundschaft tut oder weil der andere so unverschämt ist. Egal welches Motiv, Freund (C) hilft in jedem Fall Freund (B), der somit sein Ziel erreicht.

Und er sprach zu ihnen: Wer von euch (B) wird einen Freund (C) haben und wird um Mitternacht zu ihm gehen und zu ihm sagen: Freund, leihe mir drei Brote, 6 da mein Freund (A) von der Reise bei mir (B) angekommen ist und ich nichts habe, was ich ihm vorsetzen soll! 7 Und jener (C) würde von innen antworten und sagen: Mach mir keine Mühe! Die Tür ist schon geschlossen, und meine Kinder sind bei mir im Bett; ich kann nicht aufstehen und dir geben? (Erwartete Antwort: Niemand kennt eine solchen Freund (C), der nicht helfen wird. Freunde müssen einander helfen) 8 Ich sage euch, wenn er (C) auch nicht aufstehen und ihm (B) geben wird, weil er sein Freund ist, so wird er wenigstens um seiner Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben, so viel er braucht.

Jesus macht also deutlich, dass Freunde einander auch in sehr unbequemen Situationen und auch bei unangemessenen Bitten helfen. Freundschaft ist Freundschaft. Die Steigerung ist klar: genauso verhält sich Gott! Darum nur zu: Bittet, so wird euch gegeben!

Die nächste Überraschung bietet V. 13: In diesem Text wird uns gesagt, worum wir den himmlischen Vater bitten sollen. Irdische Kinder bitten um einen Fisch oder um ein Ei (heute wäre es wohl eher ein Überraschungsei von Ferrero), also darum, Essen zu haben (dieses Gleichnis zeigt die Armut, die Jesus voraussetzt – Kinder bitten Eltern darum, etwas zum Essen zu haben!). Die Kinder Gottes bitten auch um „Speise“, und Gott gibt sie: es ist der „Heilige Geist“. Das finde ich sehr überraschend. Gottes Gabe an uns ist der Heilige Geist. Nach Paulus ist er das „Angeld“ auf die zukünftige Erlösung. Das ist es, worum sich unser Bitten nach Lukas 11,13 richten soll und was wir auch bekommen: den Geist Gottes. Er ist das Himmelsmanna, die Speise, die uns als geistliche Menschen leben lässt.

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