Montag, 24. Mai 2010

1. Clemensbrief

Zur Zeit lese ich von Stefan Krauter "Studien zu Römer 13,1-7", um eine Rezension vorzubereiten. Um mich mit den jüdischen und christlichen Vorstellungen zum Verhalten von Christen gegenüber dem Staat vertraut zu machen, habe ich unter anderem in den 1. Clemensbrief hineingelesen und war zum ersten Mal richtig beeidruckt von diesem frühchristlichen Text, der vermutlich um 96 n.Chr. von Rom aus nach Korinth geschrieben wurde. Es ist ein sehr langer Brief, Ermahnung und Predigt zugleich, länger noch als der Römerbrief. Ganz sicher benutzte Clemens den Römerbrief, den 1. Korintherbrief und den Hebräerbrief bei der Abfassung seines Schreibens, das von einer tiefen Spiritualität geprägt ist.

Hier einige Zitate (Kapitel und Versangaben kommen noch):


Gerecht und gottgefällig ist es also, Männer, Brüder, daß wir Gott gehorsam sind und nicht denen Folge leisten, die in Prahlerei und Unordnung Führer abscheulicher Eifersucht sind. Nicht den gewöhnlichen Schaden nämlich, sondern eine große Gefahr werden wir über uns bringen, wenn wir uns tollkühn den Bestrebungen der Leute preisgeben, die auf Streit und Zwistigkeiten hinzielen, in der Absicht, uns dem, was recht ist, zu entfremden. Laßt uns einander Güte erweisen, entsprechend der Barmherzigkeit und Milde dessen, der uns geschaffen hat.

Wie herrlich und bewundernswert sind die Geschenke Gottes, Geliebte! Leben in Unsterblichkeit, Freudigkeit in Gerechtigkeit, Wahrheit in Freimut, Glaube in Zuversicht, Enthaltsamkeit in Heiligung. Und dies alles fiel in den Bereich unseres Verstandes! Was ist es nun, was denen bereitet wird, die harren? Der Schöpfer und Vater der Ewigkeiten, der Allheilige selbst kennt ihre Größe und Schönheit. Laßt uns also kämpfen, um erfunden zu werden in der Zahl derer, die harren, damit wir der verheißenen Geschenke teilhaftig werden! Wie aber soll dies geschehen, Geliebte? (Es geschieht,) wenn unser Sinn voll Vertrauen und fest auf Gott gerichtet ist, wenn wir trachten nach dem ihm Wohlgefälligen und Angenehmen, wenn wir das seinem untadeligen Willen Angemessene ausführen, d.h. dem Weg der Wahrheit folgen, indem wir von uns abwerfen alle Ungerechtigkeit und Bosheit, Habsucht, Streiterei, Verschlagenheit und Hinterlist, Ohrenbläserei und Verleumdungen, Gotteshaß, Hochmut und Prahlerei, leere Ruhmsucht und Ungastlichkeit.

Wer Liebe in Christus hat, der tue die Gebote Christi. Das Band der Liebe Gottes - wer vermag es zu beschreiben? Seine erhabene Schönheit - wer ist imstande, sie auszudrücken? Die Höhe, zu welcher die Liebe hinaufführt, ist unaussprechlich.

Liebe verbindet uns eng mit Gott, Liebe deckt zu die Menge der Sünden. Liebe erträgt alles, sie duldet alles. Nichts Gemeines ist in der Liebe, nichts Überhebliches. Liebe kennt keine Spaltung, Liebe lehnt sich nicht au( Liebe tut alles in Eintracht. In der Liebe sind zur Vollendung geführt worden alle Auserwählten Gottes. Ohne Liebe ist nichts wohlgefällig bei Gott.

In Liebe hat uns angenommen der Herr; um der Liebe willen, die er zu uns hatte, hat Jesus Christus, unser Herr, sein Blut gegeben für uns nach dem Willen Gottes, und das Fleisch für unser Fleisch und die Seele für unsere Seelen.

Seht, Geliebte, wie etwas Großes und Wunderbares die Liebe ist, und von ihrer Vollendung gibt es keine Beschreibung. Wer ist würdig, in ihr erfunden zu werden außer denen, welche Gott für würdig erachtet? Erbitten wir also und erflehen wir von seinem Erbarmen, daß wir in der Liebe erfunden werden ohne menschliche Parteineigung, frei vom Tadel. Alle Geschlechter von Adam bis zum heutigen Tage sind vergangen; aber die, die in Liebe vollendet worden sind gemäß der Gnade Gottes, besitzen den Ort der Frommen.

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