Samstag, 12. Juni 2010

Joachim Gauck

Gestern wurde Joachim Gauck 15 min in der ARD befragt. Ich hatte schon am Mittwoch das Interview mit Christian Wulff gesehen. Er kam sympathisch rüber, sagte nichts Verstörendes, aber auch nichts, was ich mir gemerkt hätte. Kein Unglück, wenn er Bundespräsident werden würde.

Gauck aber hat mich sofort berührt. Welche Kraft in seinen Worten, welche reflektierte Lebenserfahrung! Man merkt sich Sätze wie: "Verantwortung ist die Freiheit des Erwachsenen", oder "Oft wird vergessen, wie sehr die Opfer der Schuldeinsicht der Täter bedürfen". Es wäre ein Glück für Deutschland, wenn er zum Bundespräsidenten gewählt werden würde.

3 Kommentare:

  1. Sorry, Christian, aber J. Gauck ist für mich absolut nicht tragbar. In meinen Augen - und andere mögen das gerne anders sehen - verallgemeinert er zu stark und spaltet dadurch. Nationalsozialismus ist eben nicht Stalinismus oder SED-Diktatur. Er scheint das oft gleichzusetzen. Die Höhe der Opferzahlen rechtfertigt noch lange keine Gleichstellung. Und Stalinismus ist auch etwas anderes als DDR. Und Kommunismus sowieso. Es gibt Menschen, die sind Kommunisten, lehnen aber jeglichen Stalinismus ab. Dann gibt es "stalinistische" Kommunisten, "Räte-Kommunisten, die schon fast an Anarchisten erinnern usw. Die Welt ist differenziert, was sich leider nicht in den Äußerungen Gaucks widerspiegelt.
    Ich verstehe den Willen zur Aufarbeitung und zur Herstellung von Gerechtigkeit. Eine edle Motivation soll aber auch edle Methoden nach sich ziehen bzw. historisch "saubere" (was ich in meinem Geschichtsstudium zur Genüge gepredigt bekommen habe).
    Wer jedoch so wenig Unterscheidungsvermögen besitzt, sollte nicht mein Bundespräsident/mein Staatsoberhaupt/meine Integrationsfigur werden.

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  2. P.S. Luc Jochimsen ist auch keine geeignete Kandidatin, weil sie ebenfalls spaltet mit ihren jüngsten Äußerungen. Und über Wulff brauchen wir uns gar nicht erst zu unterhalten. Mit Diplomatie und Integration verbinde ich eher Günther Jauch oder Markus Lanz. Natürlich kann der Bundespräsident auch kritische Äußerungen tätigen, aber die Grundlinie soll Einheit, nicht Spaltung sein.

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  3. Differenziersfähigkeit und Unterscheidungsvermögen sind sehr wichtig, da stimme ich Dir völlig zu. Jochen Gauck hat mich von seiner Haltung her beeindruckt, seine Reden und Texte kenne ich zu wenig, um beurteilen zu können, ob er das Maß an Feingefühl im Umgang mit unterschiedlichen politischen Positionen besitzt, das Dir wichtig ist.
    Ja wer könnte eine Person sein, die glaubhaft und mehrheitsfähig deutsche Identität im 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts repräsentieren kann. Denn das halte ich für die zentrale Aufgabe des Bundespräsidenten. Köhler war mit dieser Aufgabe überfordert, er war dem Amt letztlich nicht gewachsen. An Gauck und Wulff gefällt mir, dass sie auch an christlichen Werten, letztlich auch am Evangelium orientiert sind.

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