Freitag, 15. Januar 2010

Nichts ist gut....

Im Politikunterricht habe ich heute die Neujahrspredigt von Margot Käßmann vorgelesen, vorlesen lassen und die Lektüre mit der Frage verbunden: Warum wurde die Predigt als Provokation empfunden? Die Passage zum Afghanistan-Einsatz (Krieg) ist tatsächlich einigen aufgefallen. Insgesamt bewertete die Mehrheit der sich am Gespräch beteiligenden SchülerÍnnen die Predigt positiv: sie finden es gut,dass die Predigt so stark gesellschaftliche Fragen thematisiert. Das wurde als spannend und anregend erlebt. Sie wurde aber auch als starke Ermahnung erfahren und nicht so sehr ermutigend.
Für mich ist die Predigt ein gutes Beispiel für eine "politische Theologie", die gleich stark in den individuellen und gesellschaftlichen Problemen der Gegenwart wie auch in einer vom Evangelium geprägten Spiritualität verankert ist. Trost, aber nicht Vertröstung, Mahnung, aber nicht Zurechtweisung, Offenheit, aber keine Beschämung.
Nach anfänglicher Kritik aus der Politik mehren sich jetzt die Stimmen, die die Predigt als positive Irritation, als Anregung deuten, z.B. Mitglieder und SympathisantInnen von Bündnis 90/Die Grünen mit ihrem offenen Brief "Mehr Phantasie für den Frieden" vom 11. Januar 2010 an die Vorsitzende des Rates der EKD.

1 Kommentar:

  1. Wow! Evangelium sehr praktisch. Eine Predigt, die auch mich anspricht. Und sehr mutig, dass sie eindeutig Stellung zum Afghanistankrieg und Krieg überhaupt nimmt. Ist ja angesichts einer geschlossenen Front von überzeugten CDU-Wählern im christlichen Lager fast schon Rebellion :-)

    Darf eine Predigt politisch sein? Wenn das Private Politik ist, ist jede Predigt automatisch politisch. Und sie hat ja keine Wahlempfehlung gegeben. Sie hat einfach ur-christliche Prinzipien aufgezeigt: Verantwortung für die Umwelt (1. Mose 1,28), Frieden (Mt 5,9), Verwantwortung den Armen gegenüber (5. Mose 15, 4.7-8), der Mensch ist kein Objekt, sondern besonders (1. Mose 1,27)...

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