Samstag, 13. Februar 2010

Glaube bei Paulus (2)

Paulus unterscheidet den Glauben deutlich von „Werken des Gesetzes“, so z. B. in Römer 3,28:
So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird [das Heil empfängt] ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Die Wendung „Werke des Gesetzes“ bezeichnet für Paulus eine Lebensform, die sich an allen Forderungen des mosaischen Gesetzes ausrichtet und versucht, diese einzuhalten. Es handelt sich um die Beobachtung aller Gebote in der persönlichen Lebensführung als Jude. Er selbst hatte dies praktiziert und erhofft, dadurch einen Anspruch auf Anerkennung („Ruhm“) bei Gott erworben zu haben. Er erwartete fest, aufgrund der genauen Befolgung der von Gott gegebenen Gesetze von Gott belohnt zu werden. Diese Form der Gottesbeziehung war damit von klaren Verhaltenserwartungen bestimmt und mit Belohnung verknüpft. Im Nachhinein deutete er dieses Beziehungsgefüge zu Gott als „Knechtschaft“. Für Paulus vor seiner Berufung scheinen Begriffe wie Glaube, Gnade und Liebe keine zentrale Rolle gespielt zu haben.
Das Evangelium änderte für Paulus alles: Die Anerkennung bei Gott, seine heilschaffende Gerechtigkeit und Gottes rettendes Ja zu uns wird nicht durch Orientierung am Gesetz, sondern – egal, ob Jude oder Grieche – durch den Glauben an Jesus Christus empfangen:

Nun aber ist, unabhängig vom Gesetz, die [rettende] Gerechtigkeit Gottes offenbar geworden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten; Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben an Jesus Christus zu allen Glaubenden. (Röm 3,21-22)

Wer an Jesus Christus glaubt, erfährt eine enge Gemeinschaft mit Gott als tiefe Erfahrung der Liebe und Gnade Gottes, die sich in Jesus Christus allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, offenbart:

Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, der das ruft: Abba, lieber Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind. (Gal 4,6–7a)

Glaubende orientieren sich völlig daran, dass das Evangelium sie in die Liebesgemeinschaft mit Gott führt. Dieses Geschehen ist die Geschichte des Gottessohnes, sein Sterben und Auferstehen für uns Gottlose. Glaube ist darum nicht allgemeines Gottvertrauen, sondern ganz konkret gehorsame Hinwendung zum Herrn Jesus Christus:

Denn so du mit deinem Munde bekennst Jesus, dass er der Herr sei, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. (Röm 10,9–10)

Diese Hingabe geschieht in doppelter Weise: einmal als äußeres öffentliches Bekenntnis („mit dem Mund bekennen“) wie auch als innere, ganz persönliche Bekehrung des Herzens. Mit diesem Glauben geben wir Gott, dem Schöpfer und Neuschöpfer die Ehre. Wir trauen ihm zu, dass er uns das ewige Leben durch Christus bereitet hat. Wir öffnen uns seinen Möglichkeiten. Wir erkennen, dass Gott uns tatsächlich in Jesus Christus ein neues Leben geschenkt hat. Im Glauben geben wir Gott die Ehre, weil wir in ihm Schutz und Sicherung unseres Lebens finden. Im Glauben erfüllen wir damit das erste Gebot: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (2 Mo 20,2). Von Abraham sagt Paulus daher:

Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre. (Röm 4,20 LB)

An die Stelle des eigenmächtigen Hochmutes oder der entmutigten Verzweiflung als Folge der Selbst-Zentrierung tritt die Hingabe an Gott, das gottzentrierte Leben.

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