Donnerstag, 15. Oktober 2009

Gott im Koheletbuch (Prediger)

Der Zugang zu Gott ist philosophisch und nicht theologisch, denn es ist nicht Gott, der spricht oder sich offenbart, sondern der Weise, der von seinem menschlichen Standpunkt, von der Welt aus, Gott und Welt reflektiert.

Was zeichnet diesen philosophisch nachgedachten Gott aus? “Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde.” (5,1) Der Himmel wäre der Ort, von dem aus der Weise alles verstehen könnte, aber dieser Beobachterstandpunkt und Wirkungsort bleibt Gott allein vorbehalten; der Mensch betrachtet die Dinge von unten her, er sieht, was “unter der Sonne”, “unter dem Himmel” ist und daher ist sein Begreifen der Welt, aber auch Gottes, stark eingeschränkt: “Der Mensch kann das Werk, das Gott gemacht hat, nicht von Anfang bis Ende begreifen.” (3,11) Vom Himmel her lenkt Gott die Ereignisse der Welt, aber die Einsicht darin muss dem Weisen verwehrt bleiben: “Ich sah das ganze Werk Gottes: dass der Mensch das Tun unter der Sonne nicht begreifen kann.“ (8,17)

Es bleibt nur, als Faktum festzustellen: Alles kommt “aus der Hand Gottes.” (2,24) und ist “in der Hand Gottes” (9,1). Es ist - aus der Perspektive von unten her - Gottes “Willkür”, sein “wie es mir gefällt”, das über menschliche Schicksale entscheidet (2,26). Gott ist der Schöpfer (21,1) und hat jedem Menschen seinen Lebensgeist gegeben (12,7). Als Lenker der Welt und der Weltzeit hat er alles “so gemacht, dass es schön ist zu seiner Zeit.” (3,11) Alles was Gott macht, ist endgültig: Nichts ist ihm hinzuzufügen, und nichts davon wegzunehmen (3,14). In seinem souveränen Handeln in der Weltzeit ereignet sich auch das Gericht Gottes über Gerechte und Gottlose (3,17). Gott gibt die Lebenszeit (5,17). Er schenkt Reichtum und Freude daran (5,18-19), kann aber auch den Genuß des Reichtums verhindern (6,2). Den Tag des Glücks wie auch den Tag des Unglücks hat Gott gemacht (7,14).

Gott spielt also eine zentrale Rolle im Weltverständnis des Buches, er ist der Dreh- und Angelpunkt all dessen, was in der Zeit geschieht und Menschen widerfährt. Wie sieht nun nach Kohelet die Beziehung zu diesem Gott aus? Wie nahe kann man ihm kommen? Oder bleibt er fern im Himmel, machtvoll und gleichzeitig undurchschaubar?

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