Dienstag, 8. September 2009

Geistliche Übungen (10): Stille erleben

Ich liebe Stille, vor allem wenn ich schlafen möchte. Aber Stille am Tag suchen, während ich wach bin? Oft hülle ich mich in den Sound von Musik ein, die mir gefällt, mich anregt, anstrengende Arbeiten leichter von der Hand gehen läßt. Aber Stille suchen als geistliche Übung? Ich möchte in dieser Hinsicht von Ludger Ägidius Schulte lernen (Mut zur Stille - eine vergessene Lebenshaltung, in: Geist und Leben 2/2006, 140-151)

"Stille ist das Wiedergewinnen von Grundhaltungen. Grundhaltungen leben von Grunderfahrungen, der Grund aber legt sich in der Stille frei." (S. 145)
"...ohne das Wagnis des Alleinseins, ja auch der Einsamkeit werden wir diese tragende Mitte nicht berühren."( S. 145)
"Die Stille ist der Ort, an dem das alte Ich stirbt und das neue Ich geboren wird; der Ort, wo der neue Mann, die neue Frau in Erscheinung tritt. Dann aber ist sie Frieden, Erfüllung, Sabbat, Glück, Freude, sich verschenkende Aufmerksamkeit, Ruhen an der Wurzel und Gehen aus der Kraft des Grundes." (S. 148)
"Alle Versuche, Gott in der Stille entgegenzugehen, sind geborgen in der Verheißung des Propheten Zefanja: 'Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte .... Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag (3,17)." (S. 151)

2 Kommentare:

  1. Jetzt kommt gleich etwas, was wie sehr oma-mäßig klingt: aber ich LIEBE Stille am Tag. Überall prasselt irgendein künstlicher Sound auf uns ein: im Supermarkt, Einkauszentrum, in der S-Bahn (Kopfhörer verleiten den Träger dahingehend, dass er auch an seine Mitmenschen denkt und die Musik extra laut aufdreht, so dass jeder in den Genuss seines privaten Musikgeschmacks kommen darf), beim Essen in vielen Häusern/Restaurants. Da brauche ich einfach Stille, wenn ich nach Hause komme. Und v.a., wenn ich mit Gott kommuniziere, sonst müssen wir beide ja schreien...
    Stille ist auch zur eigenen Reflexion wichtig, weil Sounds die eigene Stimmung beeinflussen: Lärm macht wütend, melancholische Melodien traurig, lustige heiter, usw. Da ist eine Analyse meines Tages nicht mehr so richtig möglich.

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  2. Die Überlegung ,dass Stille zur eigenen Reflexion wichtig ist, finde ich sehr nachdenkenswert, besonders auch den Gedanken, dass Lärm oder Musik eine authentische Analyse "verfärben" kann.

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