Was motiviert Christen dazu, nachhaltig im ökologischen Sinne zu leben?
Ich möchte diese Motivation an der Kennzeichnung als "Ebenbild" Gottes verdeutlichen.
Im biblischen Schöpfungsbericht wird menschliche Existenz als geschöpfliche Existenz gedeutet: Ich bin Geschöpf inmitten von anderen Geschöpfen. Alle verdanken ihr Leben Gott. Der Mensch wird von den anderen Geschöpfen - den Tieren unter dem Himmelszelt, in den Meeren und auf dem Land - dadurch ausgezeichnet, dass er "Ebenbild Gottes" ist. Im Alten Orient wurde diese Auszeichnung in der Regel nur den Königen verliehen. Die Bibel sagt nun, dass alle Menschen Königsstatus und damit Herrschaftsrechte haben. Aber ihre Herrschaft sollen sie nicht untereinander ausüben, sondern gegenüber den Tieren. Allerdings nicht, um sie zu töten, sondern um die zu "beherrschen" und damit zu bewahren. Gen 1,28-31 setzt Vegetarismus voraus.
Der Mensch hat diese Ebenbildlichkeit verloren, weil er die seiner Herrschaft gesetzten Grenzen überschreiten wollte und überschritten hat. Davon berichten die Kapitel 3-11 in 1. Buch Mose. Alle nun "mangeln der Herrlichkeit, die sie bei Gott haben sollten", schreibt Paulus in Römer 3 und spielt damit auf die verlorene Ebenbildlichkeit an. An die Stelle bewahrender trat die zerstörerische, ausbeutende Herrschaft des Menschen gegenüber sich selbst, gegenüber seinen Mitgeschöpfen und gegenüber der Natur.
Das neue und endgültige Ebenbild Gottes ist Gottes Sohn, der Mensch Jesus. Er hat vertieft definiert, was Ebenbildlichkeit Gottes bedeutet: Barmherzigkeit ("Seid barmherzig, wie Gott barmherzig ist"), Erbarmen, Feindesliebe, Hingabe, Versöhnung. Nachfolge, das ist Leben im Dasein für andere (Bonhoeffer).
Im Glauben werden wir mit Christus verbunden, und damit auch mit seiner Barmherzigkeit und seinem Erbarmen in Beziehung gesetzt. Wir sind "in Christus" erneuerte Ebenbilder Gottes geworden, die in vertiefter Weise eine barmherzige und liebende Beziehung zur Mitwelt pflegen.
Ein ökologisch nachhaltiger Lebensstil gehört damit wesenhaft zum Sein als Christ. Versöhnung bezieht sich nicht nur auf den Mitmenschen, sondern auch auf die Tiere und die gesamte Mitschöpfung.
Sonntag, 7. November 2010
Freitag, 5. November 2010
Lebensregeln finden
"Mit etwa 18 Jahren war ich überzeugt, dass der Mensch sich nur dann voll entwickelt und zu einer personalen Einheit findet, wenn er seinem Leben einige wesentliche Grundlinien vorgibt."
(Rex Brico: Taizé - Frère Roger und die Gemeinschaft, Freiburg/Basel/Wien 1979, S. 182)
"Lass in deinem Tag Arbeit und Ruhe vom Wort Gottes ihr Leben empfangen."
"Wahre in allem die innere Stille, um in Christus zu bleiben."
"Lass dich druchdringen vom Geist der Seligpreisungen: Freude, Barmherzigkeit, Einfachheit."
(Kathryn Spink, Frère Roger - Leben für die Versöhnung, Freiburg 2005, S. 75)
(Rex Brico: Taizé - Frère Roger und die Gemeinschaft, Freiburg/Basel/Wien 1979, S. 182)
"Lass in deinem Tag Arbeit und Ruhe vom Wort Gottes ihr Leben empfangen."
"Wahre in allem die innere Stille, um in Christus zu bleiben."
"Lass dich druchdringen vom Geist der Seligpreisungen: Freude, Barmherzigkeit, Einfachheit."
(Kathryn Spink, Frère Roger - Leben für die Versöhnung, Freiburg 2005, S. 75)
Donnerstag, 4. November 2010
November
Heute bin ich - bei frühlingshaften Temperaturen von fast 17 Grad - durch den Novemberwald gejoggt. Als Einstimmung in die "novemberliche" Zeit hier ein - wie ich finde - gelungenes Gedicht meines Kollegen Burkhard Mayer (mit freundlicher Genehmigung) zum November:
November
Hüllst dich ganz gern in Nebel
Bist kein Verkehrter
Du Jahresrestschönheitsverwerter
Entlauber mit eigenem Zauber
Du veranstaltest kein
Sommertheater
Betreibst lieber Windspiele
Und heulst im Wald und in Gassen
Lässt Wolken am Himmel verblassen
Zeigst deine erdigen Farben
zeigst deinen Reichtum im Kargen
Sammelst versäumtes Schweigen
Gibst der Stille Gewicht
Veredelst auch schwaches Licht
Verlangsamst den Jahreslauf
Und die Seele sie atmet auf.
November
Hüllst dich ganz gern in Nebel
Bist kein Verkehrter
Du Jahresrestschönheitsverwerter
Entlauber mit eigenem Zauber
Du veranstaltest kein
Sommertheater
Betreibst lieber Windspiele
Und heulst im Wald und in Gassen
Lässt Wolken am Himmel verblassen
Zeigst deine erdigen Farben
zeigst deinen Reichtum im Kargen
Sammelst versäumtes Schweigen
Gibst der Stille Gewicht
Veredelst auch schwaches Licht
Verlangsamst den Jahreslauf
Und die Seele sie atmet auf.
Dienstag, 2. November 2010
Rezeptivität und Kreativität
Auf die Frage, was das Leben sinnhaft und glückerfüllt macht, gibt es unzählige Antworten. Als ich dazu vorgestern gefragt wurde, fielen mir aus meiner Erfahrung zwei wesentliche "Wege zum Glück" ein: Rezeptivität und Kreativität.
Rezeptivität ist die Fähigkeit, gezielt zu erleben, sich etwas anzueignen: Musik hören und in ihren melodischen und rhythmischen Strukturen spüren, Kunst mit ihren Formspielen genießen, gelungen formulierte Texte lesen, Zusammenhänge aller Art erkennen, eine imposante Landschaft erleben, sich geliebt wissen, Wertschätzung empfangen...
Kreativität wiederum ist die Fähigkeit, zu gestalten, etwas zu formen: ein Musikstück, ein Gemälde, eine Skulptur, einen Text, einen Garten, lieben, Wertschätzung schenken...eine Unterrichtsstunde, eine Gespräch, einen Geschäftsabschluss, eine Werkstück...
Im Wechsel von Rezeptivität und Kreativität liegt das Glück. Nur das eine oder das andere wäre zu einseitig. Nur Rezeptivität führt zum "Gammelleben", nur Kreativität zum Burnout (Übrigens: in einer Depression gehen beide Fähigkeiten verloren und können - in der Regel durch ärztliche Hilfe - nur langsam wiedergewonnen werden. Da helfen keine Ratschläge fürs Glück).
Ich denke daran, wie das Verhalten Gottes in Schöpfungsbericht 1. Mose 1/Genesis 1 beschrieben wird. Er ist kreativ und freut sich dann am Geschaffenen: er schaut es an und befindet es für sehr gut. Am siebenten Tag ruht er aus, heiligt den Sabbat als Tag der Rezeptivität.
Rezeptivität ist die Fähigkeit, gezielt zu erleben, sich etwas anzueignen: Musik hören und in ihren melodischen und rhythmischen Strukturen spüren, Kunst mit ihren Formspielen genießen, gelungen formulierte Texte lesen, Zusammenhänge aller Art erkennen, eine imposante Landschaft erleben, sich geliebt wissen, Wertschätzung empfangen...
Kreativität wiederum ist die Fähigkeit, zu gestalten, etwas zu formen: ein Musikstück, ein Gemälde, eine Skulptur, einen Text, einen Garten, lieben, Wertschätzung schenken...eine Unterrichtsstunde, eine Gespräch, einen Geschäftsabschluss, eine Werkstück...
Im Wechsel von Rezeptivität und Kreativität liegt das Glück. Nur das eine oder das andere wäre zu einseitig. Nur Rezeptivität führt zum "Gammelleben", nur Kreativität zum Burnout (Übrigens: in einer Depression gehen beide Fähigkeiten verloren und können - in der Regel durch ärztliche Hilfe - nur langsam wiedergewonnen werden. Da helfen keine Ratschläge fürs Glück).
Ich denke daran, wie das Verhalten Gottes in Schöpfungsbericht 1. Mose 1/Genesis 1 beschrieben wird. Er ist kreativ und freut sich dann am Geschaffenen: er schaut es an und befindet es für sehr gut. Am siebenten Tag ruht er aus, heiligt den Sabbat als Tag der Rezeptivität.
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