In der aktuellen FAZ findet sich ein schöner Artikel zur Geschichte des Kirchenlieds von Prof. Hermann Kurzker, der an der Universität Mainz das dortige Gesangbucharchiv leitet, die einzige Forschungsstelle zu diesem Gebiet weltweit. Der Artikel lohnt sich schon um der schönen Geschichte von der alten Mutter willen, die nur dann ruhig sterben kann, wenn ihr Kopf auf dem Gesangbuch gebettet ist, aus dem sie und schon ihre Mutter ihr Leben lang gesungen haben. Kurzker macht auch darauf aufmerksam,dass viele Kirchenlieder immer wieder der neuen Zeit und der aktuellen Theologie angepaßt wurden, damit sie "verträglich" wurden.
Hier als Appetizer eine Passage aus dem Artikel:
"Das mittelalterliche Adventslied „Es kommt ein Schiff, geladen“ ist eine solche Neueinspeisung. Man singt es heute in einer Fassung des 17. Jahrhunderts, die die übliche religiöse Selbstknechtung verlangt: „Und wer dies Kind mit Freuden/ umfangen, küssen will,/ muss vorher mit ihm leiden/ groß Pein und Marter viel.“
In einer spätmittelalterlichen Handschrift las man das anders, ins Neuhochdeutsche übertragen, ungefähr so: „Und wer dies Kind will küssen/ auf seinen roten Mund,/ empfanget großen Glusten (Gelüst)/ von ihm zur selben Stund.“
Hier als Appetizer eine Passage aus dem Artikel:
"Das mittelalterliche Adventslied „Es kommt ein Schiff, geladen“ ist eine solche Neueinspeisung. Man singt es heute in einer Fassung des 17. Jahrhunderts, die die übliche religiöse Selbstknechtung verlangt: „Und wer dies Kind mit Freuden/ umfangen, küssen will,/ muss vorher mit ihm leiden/ groß Pein und Marter viel.“
In einer spätmittelalterlichen Handschrift las man das anders, ins Neuhochdeutsche übertragen, ungefähr so: „Und wer dies Kind will küssen/ auf seinen roten Mund,/ empfanget großen Glusten (Gelüst)/ von ihm zur selben Stund.“