Sonntag, 28. Februar 2010
Johnny Cash - Lieder der Hoffnung
Seit eingen Tagen höre ich sehr berührt die letzten Songs, die Rick Rubin kurz vor dem Tod von Johnny Cash im Jahr 2003 mit ihm aufgenommen hat. Es sind ältere und neuere religiöse Lieder, die die Hoffnung auf das ewige Leben, auf eine neue Erde, auf ein Wiedersehen zur Sprache bringen. Seine Stimme ist sanft und doch immer noch majestätisch. Die Songs sind musikalisch sehr zurückhaltend, fast zärtlich arrangiert, schwerpunktmäßig mit klassischen Folk- und Country-Instrumenten (akustische Gitarren, Banjo, Bass, fast gar kein Schlagzeug, Klavier, Orgel) , aber ohne je ins Kitschige abzugleiten. Klar wie ein Gebirgsbach, der mal ruhiger, mal sprudelnder fließt. Musikalische Kunst und tiefe Spiritualität verbinden sich.
Über Stream noch einige Tage im Internet vollständig zu hören (aber dann bitte kaufen!)
Freitag, 26. Februar 2010
Interreligiöser Dialog
Der interreligiöse Vergleich zwischen Buddhismus und Christentum im vorletzten Post wurde so formuliert, dass möglichst keine der beiden Religionen gegenüber der anderen abgewertet wird. Das gehört sich für den wissenschaftlichen (hier: religionswissenschaftlichen) Vergleich. Wissenschaftler nehmen die Vielfalt (Pluralität) von Religionen wahr und versuchen, Gemeinsamkeiten und auch Besonderheiten der Religionen zu beobachten; dabei enthält sich der Religionswissenschftler weitgehend einem wertenden Urteil über die einzelnen Religionen (Pluralismus).
Wissenschaftler, die auch nach der Wahrheit der Religionen fragen, nehmen dagegegen eine philosophische Perspektive ein. Viele von ihnen bevorzugen diejenige Religion, die ihres Erachtens der Wahrheit am nächsten kommt, sie sehen aber auch in anderen Religionen Aspekte der Wahrheit. Diese Position nennt man Inklusivismus (ein typischer Vertreter dieser Position ist der katholische Philosoph Robert Spaemann).
Wenn jemand im Rahmen einer bestimmten Religion eine grundlegende Erleuchtungserfahrung erlebt hat („Bekehrung“, „Berufung“), dann wird er in der Regel zu einem Zeugen dieser religiösen Wahrheit. In der Rolle des Zeugen bleibt ihm nichts anderes übrig, als „exklusiv“ die Wahrheit zu bezeugen, die sich ihm offenbart hat. Zum Exklusivismus, möglicherweise auch zum Fundamentalismus, wird diese Haltung, wenn man dann auch mit philosophischen oder wissenschaftlichen Gründen beweisen will, dass die eigene religiöse Wahrheit die einzig mögliche Wahrheit ist.
In den Kirchen und Religionsgemeinschaften der Gegenwart liegen exklusivistische, inklusivistische und auch pluralistische Positionen im Streit miteinander.
Zu diskutieren wäre, ob die Position der Zeugenschaft, in der man im respektvollen Dialog mit anderen Religionen die von einem selber erkannte Glaubenswahrheit gewaltfrei bezeugt, eine Alternative zu diesen Positionen ist. Ich finde diese vierte Möglichkeit am attraktivsten.
Wissenschaftler, die auch nach der Wahrheit der Religionen fragen, nehmen dagegegen eine philosophische Perspektive ein. Viele von ihnen bevorzugen diejenige Religion, die ihres Erachtens der Wahrheit am nächsten kommt, sie sehen aber auch in anderen Religionen Aspekte der Wahrheit. Diese Position nennt man Inklusivismus (ein typischer Vertreter dieser Position ist der katholische Philosoph Robert Spaemann).
Wenn jemand im Rahmen einer bestimmten Religion eine grundlegende Erleuchtungserfahrung erlebt hat („Bekehrung“, „Berufung“), dann wird er in der Regel zu einem Zeugen dieser religiösen Wahrheit. In der Rolle des Zeugen bleibt ihm nichts anderes übrig, als „exklusiv“ die Wahrheit zu bezeugen, die sich ihm offenbart hat. Zum Exklusivismus, möglicherweise auch zum Fundamentalismus, wird diese Haltung, wenn man dann auch mit philosophischen oder wissenschaftlichen Gründen beweisen will, dass die eigene religiöse Wahrheit die einzig mögliche Wahrheit ist.
In den Kirchen und Religionsgemeinschaften der Gegenwart liegen exklusivistische, inklusivistische und auch pluralistische Positionen im Streit miteinander.
Zu diskutieren wäre, ob die Position der Zeugenschaft, in der man im respektvollen Dialog mit anderen Religionen die von einem selber erkannte Glaubenswahrheit gewaltfrei bezeugt, eine Alternative zu diesen Positionen ist. Ich finde diese vierte Möglichkeit am attraktivsten.
Mittwoch, 24. Februar 2010
Rücktritt Margot Käßmann
Respekt. Margot Käßmann ist nach nur kurzer Bedenkzeit einige Tage nach ihrer Alkoholfahrt (1,54 Promille) von allen hohen Ämtern zurückgetreten (sie bleibt aber Pfarrerin).
Käßmann hat sich in ihren öffentlichen Ämtern nicht nur als Zeugin des Zuspruchs des Evangeliums, sondern auch des Anspruchs des Evangeliums verstanden. Sie wollte bewußt auch eine moralische Instanz sein. Moral aber wird nicht nur der Rolle, sondern auch der Person selbst zugerechnet. Integer moralisch kommunizieren kann eine Person im Amt nur,wenn auch die persönliche Lebensführung nicht in Widerspruch zur öffentlichen moralischen Kommunikation dieser Person gerät. Das aber ist im Fall von Käßmann passiert - sie hat eine Straftat begangen, weil sie nicht nur sich selbst, sondern potentiell auch andere gefährdet hat. Sie hätte - wie sie selbst in der Rücktrittserklärung deutlich gemacht hat - nicht mehr überzeugend moralisch kommunizieren können.
Respekt, weil Käßmann nicht an ihren Ämtern hängt. Diese Freiheit schenkt der Glaube. Das ist ja gerade eine der Freiheiten des Evangeliums, nicht an Ämtern, Statussymbolen, Anerkennungen hängen zu müssen. Sie selbst sagt: "Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand." Sie bereut und weiß sich von Gott anerkannt (gerechtfertigt). Das ist der Zuspruch des Evangeliums. Von diesem her war sie so frei, zurückzutreten. Und ist gerade damit schon wieder ein Vorbild des Glaubens, nun aber nicht des Anspruchs, sondern des Zuspruchs des Evangeliums.
Käßmann hat sich in ihren öffentlichen Ämtern nicht nur als Zeugin des Zuspruchs des Evangeliums, sondern auch des Anspruchs des Evangeliums verstanden. Sie wollte bewußt auch eine moralische Instanz sein. Moral aber wird nicht nur der Rolle, sondern auch der Person selbst zugerechnet. Integer moralisch kommunizieren kann eine Person im Amt nur,wenn auch die persönliche Lebensführung nicht in Widerspruch zur öffentlichen moralischen Kommunikation dieser Person gerät. Das aber ist im Fall von Käßmann passiert - sie hat eine Straftat begangen, weil sie nicht nur sich selbst, sondern potentiell auch andere gefährdet hat. Sie hätte - wie sie selbst in der Rücktrittserklärung deutlich gemacht hat - nicht mehr überzeugend moralisch kommunizieren können.
Respekt, weil Käßmann nicht an ihren Ämtern hängt. Diese Freiheit schenkt der Glaube. Das ist ja gerade eine der Freiheiten des Evangeliums, nicht an Ämtern, Statussymbolen, Anerkennungen hängen zu müssen. Sie selbst sagt: "Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand." Sie bereut und weiß sich von Gott anerkannt (gerechtfertigt). Das ist der Zuspruch des Evangeliums. Von diesem her war sie so frei, zurückzutreten. Und ist gerade damit schon wieder ein Vorbild des Glaubens, nun aber nicht des Anspruchs, sondern des Zuspruchs des Evangeliums.
Sonntag, 21. Februar 2010
Religionen im Vergleich
Liegt allen Religionen etwas Gemeinsames zugrunde? Mit einer Kollegin habe ich mich heute darüber ausgetauscht. Ja, denn alle Religionen bezeugen gegenüber materialistischen, naturalistischen, atheistischen Positionen, dass die Welt ohne Transzendenz nicht in ihrer Tiefe verstanden werden kann. Auch die Transzendenzerfahrung selbst, die Gnade, etwas vom Göttlichen zu spüren, zu Liebe und Kreativität hin verwandelt zu werden, ist vielen Religionen gemeinsam. Ich neige dennoch dazu, eher die Differenzen zu sehen. Ich nehme als Beispiel den Vergleich zwischen Buddhismus und Christentum.
Faszinierend sind aus der Ferne beide: der buddhistische und der christliche Weg zur spirituellen Erleuchtung. Sie sind beide außergewöhnlich in der Tiefgründigkeit ihrer Realitätsanalyse und in ihren Visionen, wie der Weg zur Erlösung gefunden werden kann. Gemeinsam ist ihnen die Suche nach Erlösung und Befreiung. Gemeinsam ist ihnen die negative Einschätzung von Leiden und Gier. Gemeinsam ist ihnen die Idee, dass erleuchtete Menschen sich selbst zurücknehmen können, indem sie sich von ihrem Ego distanzieren können. Gemeinsam ist ihnen die Orientierung an einer zentralen Gründergestalt (Buddha, Jesus), die in einzigartiger Weise das Ideal gelebt hat. Gemeinsam ist ihnen ein Ethos der Rücksichtnahme, der Liebe und des Mitgefühls. Beide Wege haben sich in kritischer Auseinandersetzung mit einer ihr vorausgehenden Religion entwickelt (Hinduismus, Judentum) und bleiben dieser in vieler Hinsicht weiterhin verpflichtet (z.B. Karmakreislauf, Schöpfungsglaube). Beide sind ausgeprägt missionarische Religionen, die ihren Weg nicht im Verborgenen halten.
Bei näherem Hinsehen fallen dann doch markante Unterschiede auf. Es ist auf einige wichtige Differenzen aufmerksam zu machen. Buddha ist das Urbild des Erleuchteten, der unter dem Bodhibaum die „Leere“, aber nicht Gott entdeckt; Jesus ist Urbild des Gottvertrauens und mehr noch, Gott für uns, der den Menschen nahe ist und sein Schicksal mit dem der Menschen verbindet. Buddha ist das große Vorbild für den, der den Weg zur Erleuchtung geht; Jesus ist der Weg selbst, weil er das getan hat, was der Gläubige gerade nicht kann, nämlich den Tod überwinden und neues Leben schenken. Dem Buddhisten ist sein Ego nicht wichtig, weil er keiner Illusion nachlaufen will; der Christ tritt aus seinem Ego heraus, weil er sich selbst in Gott findet und in dieser Hingabe an Gott eine unangemessene Ichbezogenheit hinter sich läßt. Buddhisten suchen die große unaussprechliche Ruhe und Gelassenheit; Christen suchen den Frieden, die Freude und die Freiheit von religiösen Zwängen. Buddhisten nehmen ihre Zuflucht zur Gemeinschaft der Meditierenden, um sich gegenseitig auf dem Weg zur Erleuchtung beizustehen; Christen finden sich zu Gemeinden zusammen, weil sie so dem gemeinschaftlichen Gott entsprechen und als Leib Christi eine Gemeinschaft gegenseitiger Wertschätzung zu bilden versuchen, in der es keine Über- oder Unterordnungen geben soll. Buddhisten gehen einen konzentrierten, aber auch strengen Weg zur Erleuchtung in großer Gelassenheit; Christen wissen sich „in Christus“ am Ziel angekommen und wirken, von Heilsunsicherheit entlastet, aktiv und befreit in der Welt, um Recht und Barmherzigkeit zu mehren. Buddhisten suchen die illusionäre Welt des Samsara durch die Erleuchtung zu überwinden (Theravada-Buddismus) oder ganz anders wahrzunehmen (Mahayana-Buddhismus); Christen leben in einer Welt, die sie als von Sünde und Tod beeinträchtigte Schöpfung Gottes erleben, die aber durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi auf dem Weg zur endgültigen Erneuerung und Vollendung ist.
Faszinierend sind aus der Ferne beide: der buddhistische und der christliche Weg zur spirituellen Erleuchtung. Sie sind beide außergewöhnlich in der Tiefgründigkeit ihrer Realitätsanalyse und in ihren Visionen, wie der Weg zur Erlösung gefunden werden kann. Gemeinsam ist ihnen die Suche nach Erlösung und Befreiung. Gemeinsam ist ihnen die negative Einschätzung von Leiden und Gier. Gemeinsam ist ihnen die Idee, dass erleuchtete Menschen sich selbst zurücknehmen können, indem sie sich von ihrem Ego distanzieren können. Gemeinsam ist ihnen die Orientierung an einer zentralen Gründergestalt (Buddha, Jesus), die in einzigartiger Weise das Ideal gelebt hat. Gemeinsam ist ihnen ein Ethos der Rücksichtnahme, der Liebe und des Mitgefühls. Beide Wege haben sich in kritischer Auseinandersetzung mit einer ihr vorausgehenden Religion entwickelt (Hinduismus, Judentum) und bleiben dieser in vieler Hinsicht weiterhin verpflichtet (z.B. Karmakreislauf, Schöpfungsglaube). Beide sind ausgeprägt missionarische Religionen, die ihren Weg nicht im Verborgenen halten.
Bei näherem Hinsehen fallen dann doch markante Unterschiede auf. Es ist auf einige wichtige Differenzen aufmerksam zu machen. Buddha ist das Urbild des Erleuchteten, der unter dem Bodhibaum die „Leere“, aber nicht Gott entdeckt; Jesus ist Urbild des Gottvertrauens und mehr noch, Gott für uns, der den Menschen nahe ist und sein Schicksal mit dem der Menschen verbindet. Buddha ist das große Vorbild für den, der den Weg zur Erleuchtung geht; Jesus ist der Weg selbst, weil er das getan hat, was der Gläubige gerade nicht kann, nämlich den Tod überwinden und neues Leben schenken. Dem Buddhisten ist sein Ego nicht wichtig, weil er keiner Illusion nachlaufen will; der Christ tritt aus seinem Ego heraus, weil er sich selbst in Gott findet und in dieser Hingabe an Gott eine unangemessene Ichbezogenheit hinter sich läßt. Buddhisten suchen die große unaussprechliche Ruhe und Gelassenheit; Christen suchen den Frieden, die Freude und die Freiheit von religiösen Zwängen. Buddhisten nehmen ihre Zuflucht zur Gemeinschaft der Meditierenden, um sich gegenseitig auf dem Weg zur Erleuchtung beizustehen; Christen finden sich zu Gemeinden zusammen, weil sie so dem gemeinschaftlichen Gott entsprechen und als Leib Christi eine Gemeinschaft gegenseitiger Wertschätzung zu bilden versuchen, in der es keine Über- oder Unterordnungen geben soll. Buddhisten gehen einen konzentrierten, aber auch strengen Weg zur Erleuchtung in großer Gelassenheit; Christen wissen sich „in Christus“ am Ziel angekommen und wirken, von Heilsunsicherheit entlastet, aktiv und befreit in der Welt, um Recht und Barmherzigkeit zu mehren. Buddhisten suchen die illusionäre Welt des Samsara durch die Erleuchtung zu überwinden (Theravada-Buddismus) oder ganz anders wahrzunehmen (Mahayana-Buddhismus); Christen leben in einer Welt, die sie als von Sünde und Tod beeinträchtigte Schöpfung Gottes erleben, die aber durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi auf dem Weg zur endgültigen Erneuerung und Vollendung ist.
Mittwoch, 17. Februar 2010
Metropolis - ein Film voller religiöser Anspielungen
Es lohnt sich unbedingt, die neueste, jetzt fast wieder gänzlich hergestellte ursprüngliche Fassung des Film "Metropolis" von Fritz Lang aus dem Jahr 1927 anzuschauen. Der Film enthält eine Fülle von religiösen Anspielungen; der Plot ist eine offensichtliche Erlösungsgeschichte.
"Der Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein" - so lautet das Leitmotto des Films, für dessen Drehbuch seine Frau Thea von Harbou verantwortlich zeichnet.
Der Sohn des Herrschers, der in der reichen, technisch supermodernen Oberstadt im Turm Babel wohnt, wird zum erlösten Erlöser.
Maria, die Frau aus der Arbeiterstadt aus der Tiefe unterhalb der Stadt, erkennt in ihm den Mittler und er liebt sie. Maria ist auch eine Predigerin in den Katakomben noch unterhalb der Stadt der Arbeiter.
"Maria erzählt den Arbeitern in einer konspirativen, gottesdienstgleichen Sitzung die Geschichte vom Turmbau zu Babel und dessen Scheitern, weil die Arbeiter die Wichtigkeit des Projekts und die Bauherren die Bedürfnisse der Arbeiter nicht erkannten, weil zwischen ihnen ein „Mittler“ fehlte. Gleichzeitig stellt sie die baldige Ankunft eines „Mittlers“, der eine Brücke zwischen Hirn (Führungsschicht von Metropolis) und Händen (Arbeiterschaft) bauen wird, in Aussicht. Nach der Sitzung offenbart sich Freder Maria, und diese erkennt, dass er er der Mittler ist, auf den sie so lange gewartet hat." (aus dem Wikipedia-Artikel zum Film)
Der Vater will mit dem verrückten Erfinder (mad scientist) diese Liebe zerstören. Es gelingt fast, aber die Liebe, das Herz, ist schließlich doch stärker und führt zur Versöhnung.
Eindrucksvoll werden auch die 7 Todsünden in Szene gesetzt, oder die Hure von Babylon aus Offenbarung 17 veranschaulicht.
"Der Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein" - so lautet das Leitmotto des Films, für dessen Drehbuch seine Frau Thea von Harbou verantwortlich zeichnet.
Der Sohn des Herrschers, der in der reichen, technisch supermodernen Oberstadt im Turm Babel wohnt, wird zum erlösten Erlöser.
Maria, die Frau aus der Arbeiterstadt aus der Tiefe unterhalb der Stadt, erkennt in ihm den Mittler und er liebt sie. Maria ist auch eine Predigerin in den Katakomben noch unterhalb der Stadt der Arbeiter.
"Maria erzählt den Arbeitern in einer konspirativen, gottesdienstgleichen Sitzung die Geschichte vom Turmbau zu Babel und dessen Scheitern, weil die Arbeiter die Wichtigkeit des Projekts und die Bauherren die Bedürfnisse der Arbeiter nicht erkannten, weil zwischen ihnen ein „Mittler“ fehlte. Gleichzeitig stellt sie die baldige Ankunft eines „Mittlers“, der eine Brücke zwischen Hirn (Führungsschicht von Metropolis) und Händen (Arbeiterschaft) bauen wird, in Aussicht. Nach der Sitzung offenbart sich Freder Maria, und diese erkennt, dass er er der Mittler ist, auf den sie so lange gewartet hat." (aus dem Wikipedia-Artikel zum Film)
Der Vater will mit dem verrückten Erfinder (mad scientist) diese Liebe zerstören. Es gelingt fast, aber die Liebe, das Herz, ist schließlich doch stärker und führt zur Versöhnung.
Eindrucksvoll werden auch die 7 Todsünden in Szene gesetzt, oder die Hure von Babylon aus Offenbarung 17 veranschaulicht.
Dienstag, 16. Februar 2010
Die Erlösung durch Jesus als doppelte Befreiung
Albert Schweitzer war in Lambarene missionarisch aktiv und berichtet davon in seinem Buch "Zwischen Wasser und Urwald", erstmals 1921 erschienen. Schweitzer berichtet mit viel Respekt von der Religiositiät der "Eingeborenen", "Primitiven", wie er sie unreflektiert abwertend im Stil der Zeit bezeichnet:
"Das Historische an dem Christentum liegt dem Eingeborenen naturgemäß fern...Die Zeit zwischen Jesus und uns kann er nicht ermessen. Auch die Glaubenssätze, in denen ausgesprochen ist, auf welche Weise die Erlösung nach dem göttlichen Weltplan vorbereitet und verwirklicht worden sein soll, sind iihm nicht leicht begreiflich zu machen. Dafür aber hat er ein elementares Bewußtsein von der Erlösung als solcher. Das Christentum ist für ihn das Licht, das in die Finsternis der Angst scheint. Es versichert ihm, daß er nicht der Gewalt von Naturgeistern, Ahnengeistern und Fetischen ausgeliefert ist und daß kein Mensch unheimliche Macht über den andern besitzt, sondern daß in allem Geschehen nur der Wille Gottes waltet.
Ich lag in schweren Banden,
Du kommst und machst mich los.
Das Christentum ist ihm die von Jesus geoffenbarte moralische Anschauuung vom Leben und der Welt, die Lehre vom Reiche Gottes und der Gnade Gottes....Sowie er mit den höheren sittlichen Begriffen der Religion Jesu bekannt wird, kmmt etwas in ihm zur Sprache, das bisher stummm vorhanden gewesen war, und wird etwas entbunden, das bisher gebunden war.
Die Erlösung durch Jesus erfährt der Eingeborene also als eine doppele Befreiung. Aus der angstvollen kommt er zur angstlosen und aus der unethischen zur ethischen Weltanschauung.
Nie habe ich das Sieghaft-Elementare in den Gedanken Jesu so empfunden, als wenn ich in der großen Schulbaracke zu Lambarene, die als Kirche dient, den Eingeborenen die Bergpredigt und die Gleichnisse des Herrn und die Sprüche des Apostels Paulus von dem neuen Dasein, in dem wir wandeln, auslegen durfte."
Schweizter verweist hier auf zwei grundlegende Aspekte christlicher Spiritualität, die auch in unserer Gegenwart wesentlich sind: Befreiung von Angst und sittliche Orientierung. So einfach ist das.
"Das Historische an dem Christentum liegt dem Eingeborenen naturgemäß fern...Die Zeit zwischen Jesus und uns kann er nicht ermessen. Auch die Glaubenssätze, in denen ausgesprochen ist, auf welche Weise die Erlösung nach dem göttlichen Weltplan vorbereitet und verwirklicht worden sein soll, sind iihm nicht leicht begreiflich zu machen. Dafür aber hat er ein elementares Bewußtsein von der Erlösung als solcher. Das Christentum ist für ihn das Licht, das in die Finsternis der Angst scheint. Es versichert ihm, daß er nicht der Gewalt von Naturgeistern, Ahnengeistern und Fetischen ausgeliefert ist und daß kein Mensch unheimliche Macht über den andern besitzt, sondern daß in allem Geschehen nur der Wille Gottes waltet.
Ich lag in schweren Banden,
Du kommst und machst mich los.
Das Christentum ist ihm die von Jesus geoffenbarte moralische Anschauuung vom Leben und der Welt, die Lehre vom Reiche Gottes und der Gnade Gottes....Sowie er mit den höheren sittlichen Begriffen der Religion Jesu bekannt wird, kmmt etwas in ihm zur Sprache, das bisher stummm vorhanden gewesen war, und wird etwas entbunden, das bisher gebunden war.
Die Erlösung durch Jesus erfährt der Eingeborene also als eine doppele Befreiung. Aus der angstvollen kommt er zur angstlosen und aus der unethischen zur ethischen Weltanschauung.
Nie habe ich das Sieghaft-Elementare in den Gedanken Jesu so empfunden, als wenn ich in der großen Schulbaracke zu Lambarene, die als Kirche dient, den Eingeborenen die Bergpredigt und die Gleichnisse des Herrn und die Sprüche des Apostels Paulus von dem neuen Dasein, in dem wir wandeln, auslegen durfte."
Schweizter verweist hier auf zwei grundlegende Aspekte christlicher Spiritualität, die auch in unserer Gegenwart wesentlich sind: Befreiung von Angst und sittliche Orientierung. So einfach ist das.
Montag, 15. Februar 2010
Mit dem Urteilen abwarten
An meiner Schule fand heute eine Fortbildung zu TZI (Themenzentrierte Interaktion) statt. Von einem erfahrenen TZI-Dozenten konnte ich mir ein Büchlein ausleihen, in dem ich folgende nachdenkenswerte Geschichte lese:
In einem chinesischen Dorfe lebte ein alter Mann, der ein wunderschönes weißes Pferd besaß. Darum beneideten ihn selbst die Fürsten. Der Greis lebte in ärmlichen Verhältnissen, doch sein Pferd verkaufte er nicht, weil er es als Freund betrachtete. Als das Pferd eines Morgens verschwunden war, erzählte man sich im ganzen Dorf: »Schon immer haben wir gewußt, daß dieses Pferd eines Tages gestohlen würde. Welch ein Unglück für diesen alten Mann!« So weit dürft ihr nicht gehen«, erwiderte der alte Mann. »Richtig ist, daß das Pferd nicht mehr in seinem Stall ist, alles andere ist Urteil. Niemand weiß, ob dies ein Unglück ist oder ein Segen.«
Nach zwei Wochen kehrte der Schimmel, der nur in die Wildnis ausgebrochen war, mit einer Schar wilder Pferde zurück. »Du hast recht gehabt, alter Mann«, sprach das ganze Dorf, »es war ein Segen, kein Unglück!« Darauf erwiderte der Greis: »Ihr geht wieder zu weit. Tatsache ist nur, daß das Pferd zurückgekehrt ist.«
Der alte Mann hatte einen Sohn, der nun mit diesen Pferden zu arbeiten begann. Doch bereits nach einigen Tagen stürzte er von einem Pferd und brach sich beide Beine. Im Dorf sprach man nun: »Alter Mann, du hattest recht, es war ein Unglück, denn dein einziger Sohn, der dich im Alter versorgen könnte, kann nun seine Beine nicht mehr gebrauchen.« Darauf antwortete der Mann: »Ihr geht wieder zu weit. Sagt doch einfach, daß sich mein Sohn die Beine gebrochen hat. Wer kann denn wissen, ob dies ein Unheil ist oder ein Segen?«
Bald darauf brach ein Krieg im Lande aus. Alle jungen Männer wurden in die Armee eingezogen. Einzig der Sohn des alten Mannes blieb daheim, weil er ein Krüppel war. Die Bewohner des Dorfes meinten: „Der Unfall war ein Segen, du hattest Recht.“ Darauf entgegnete der alte Mann: Warum seid ihr vom Urteilen so besessen? Richtig ist nur, daß eure Söhne ins Heer eingezogen wurden, mein Sohn jedoch nicht. Ob dies ein Segen oder Unglück ist, wer weiß?“
Cornelia Löhmer, Rüdiger Standhardt: TZI - Die Kunst, sich selbst und eine Gruppe zu leiten, 2. Auflage 2008, S. 46-48.
In einem chinesischen Dorfe lebte ein alter Mann, der ein wunderschönes weißes Pferd besaß. Darum beneideten ihn selbst die Fürsten. Der Greis lebte in ärmlichen Verhältnissen, doch sein Pferd verkaufte er nicht, weil er es als Freund betrachtete. Als das Pferd eines Morgens verschwunden war, erzählte man sich im ganzen Dorf: »Schon immer haben wir gewußt, daß dieses Pferd eines Tages gestohlen würde. Welch ein Unglück für diesen alten Mann!« So weit dürft ihr nicht gehen«, erwiderte der alte Mann. »Richtig ist, daß das Pferd nicht mehr in seinem Stall ist, alles andere ist Urteil. Niemand weiß, ob dies ein Unglück ist oder ein Segen.«
Nach zwei Wochen kehrte der Schimmel, der nur in die Wildnis ausgebrochen war, mit einer Schar wilder Pferde zurück. »Du hast recht gehabt, alter Mann«, sprach das ganze Dorf, »es war ein Segen, kein Unglück!« Darauf erwiderte der Greis: »Ihr geht wieder zu weit. Tatsache ist nur, daß das Pferd zurückgekehrt ist.«
Der alte Mann hatte einen Sohn, der nun mit diesen Pferden zu arbeiten begann. Doch bereits nach einigen Tagen stürzte er von einem Pferd und brach sich beide Beine. Im Dorf sprach man nun: »Alter Mann, du hattest recht, es war ein Unglück, denn dein einziger Sohn, der dich im Alter versorgen könnte, kann nun seine Beine nicht mehr gebrauchen.« Darauf antwortete der Mann: »Ihr geht wieder zu weit. Sagt doch einfach, daß sich mein Sohn die Beine gebrochen hat. Wer kann denn wissen, ob dies ein Unheil ist oder ein Segen?«
Bald darauf brach ein Krieg im Lande aus. Alle jungen Männer wurden in die Armee eingezogen. Einzig der Sohn des alten Mannes blieb daheim, weil er ein Krüppel war. Die Bewohner des Dorfes meinten: „Der Unfall war ein Segen, du hattest Recht.“ Darauf entgegnete der alte Mann: Warum seid ihr vom Urteilen so besessen? Richtig ist nur, daß eure Söhne ins Heer eingezogen wurden, mein Sohn jedoch nicht. Ob dies ein Segen oder Unglück ist, wer weiß?“
Cornelia Löhmer, Rüdiger Standhardt: TZI - Die Kunst, sich selbst und eine Gruppe zu leiten, 2. Auflage 2008, S. 46-48.
Glaube bei Paulus (4)
Wenn wir durch das Evangelium an Jesus Christus glauben, dann treten wir in eine tiefe Liebesbeziehung zu Gott ein. Paulus kann diesen Glauben auch als „Erkennen“ bezeichnen. So spricht er davon, dass er Christus als Gekreuzigten und Auferstandenen erkennen möchte. Damit meint er nicht eine intellektuelle Erkenntnis, sondern eher ein „Sehen“, ein „Anschauen“, so wie sich Liebende einander in tiefer Freude und ohne Verlegenheit anschauen können und einander ganz nahe sind. In Philipper 3,6-11 wechseln sich „erkennen“ und „glauben“ ab:
Aber was auch immer für mich Gewinn [wertvoll] war, das habe ich wegen des Christus für Verlust [wertlos] gehalten; ja wirklich, ich halte auch alles für Verlust [wertlos] aufgrund der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen mir alles wertlos wurde und ich es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne und mich in ihm befinde, indem ich nicht meine Gerechtigkeit habe, die vom Gesetz her kommt, sondern die [Gerechtigkeit] durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit, die von Gott her kommt, mittels des Glaubens, um ihn zu erkennen: sowohl die Kraft seiner Auferstehung als auch die Gemeinschaft seiner Leiden; gleichgestaltet seinem Tode [bin ich/möchte ich sein] damit ich die Auferstehung aus den Toten erreiche werde.
Dass Paulus an ein Schauen denkt, verdeutlicht 2. Korinther 3,18. Hier spricht Paulus direkt von einem gegenseitigen Anschauen, das für den Gläubigen verwandelnden Charakter hat:
Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.
In Gal 4,9 nimmt Paulus diese Vorstellung, sich gegenseitig anzublicken, auf und hebt hervor, wer zuerst anschaut – nicht wir Menschen, sondern Gott. Wer glaubt, weiß sich von Gott erkannt, das heißt liebevoll, gütig, rettend angeblickt.
„Nun aber erkennt ihr Gott, vielmehr ihr seid von Gott erkannt.“
Das Bewußtsein, Christus durch Schau gleichgestaltet zu werden, ist eine außergewöhnliche Erfahrung, die Gefühl, Verstand und Wille ganzheitlich umfasst. Dieses Erkennen Christi und Gottes ist die Gipfelerfahrung des Glaubens, weil sie Ewigkeit in der Gegenwart erfahren lässt. Sie trägt aber eine mögliche Gefahr in sich, nämlich zu meinen, schon am Ziel angekommen zu sein, vollendet zu sein. Wer sich vollkommen wähnt, beginnt überheblich zu werden und verliert augenblicklich das, was die Gottesschau geschenkt hat, nämlich die Freiheit von aller Selbstbezogenheit, das Hineingenommensein in die Liebe Gottes. Den Korinthern, die in dieser Gefahr standen, musste Paulus ins Stammbuch schreiben:
„Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber baut auf. Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, hat er noch nicht so erkannt, wie man erkennen muss. Wenn einer aber Gott liebt, dieser ist von ihm erkannt.“ (1 Kor 8,1-3 eÜ)
Für Paulus ist die Erkenntnis des Glaubens die Erkenntnis der Liebe Gottes, wie sie sich unüberbietbar am Kreuz offenbart hat. Darum möchte Paulus auch dem Tode Christi gleichgestaltet werden. Die Gemeinschaft mit Christus im Leiden zeigt auch, dass das endgültige, leibhaftige Schauen Christi noch zukünftig ist. Wiederum den Korinthern verdeutlicht er:
Solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern vom Herrn, denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. (2 Kor 5,7)
Diese gegen einen überheblichen Enthusiasmus gerichtete Einschränkung finden wir auch in 1. Korinther 13,12:
Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.
Hier wird auch deutlich, dass der Glauben keine Weltanschauung ist, mit der alles erklärt werden kann – keine Prophezeiung, keine charismatische Erkenntnis reicht so weit. Das Evangelium ist gerade kein Herrschaftswissen, das Überlegenheit schafft. Aber was das Evangelium gewiss vermittelt, ist die rettende Erkenntnis, von Gott erkannt zu sein. Gott sieht mich ganz, erkennt mich völlig, aber diese Erkenntnis führt in Christus nicht zum Tod, sondern zum ewigen Leben. Von Gottes Liebe erkannt zu sein, von der Liebe Christi ergriffen zu sein (Phil 3,12), diese Erkenntnis schenkt das Evangelium ganz gewiss. Darum kann Paulus in Galater 2,20 zuversichtlich bekennen:
Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.
Aber was auch immer für mich Gewinn [wertvoll] war, das habe ich wegen des Christus für Verlust [wertlos] gehalten; ja wirklich, ich halte auch alles für Verlust [wertlos] aufgrund der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen mir alles wertlos wurde und ich es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne und mich in ihm befinde, indem ich nicht meine Gerechtigkeit habe, die vom Gesetz her kommt, sondern die [Gerechtigkeit] durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit, die von Gott her kommt, mittels des Glaubens, um ihn zu erkennen: sowohl die Kraft seiner Auferstehung als auch die Gemeinschaft seiner Leiden; gleichgestaltet seinem Tode [bin ich/möchte ich sein] damit ich die Auferstehung aus den Toten erreiche werde.
Dass Paulus an ein Schauen denkt, verdeutlicht 2. Korinther 3,18. Hier spricht Paulus direkt von einem gegenseitigen Anschauen, das für den Gläubigen verwandelnden Charakter hat:
Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.
In Gal 4,9 nimmt Paulus diese Vorstellung, sich gegenseitig anzublicken, auf und hebt hervor, wer zuerst anschaut – nicht wir Menschen, sondern Gott. Wer glaubt, weiß sich von Gott erkannt, das heißt liebevoll, gütig, rettend angeblickt.
„Nun aber erkennt ihr Gott, vielmehr ihr seid von Gott erkannt.“
Das Bewußtsein, Christus durch Schau gleichgestaltet zu werden, ist eine außergewöhnliche Erfahrung, die Gefühl, Verstand und Wille ganzheitlich umfasst. Dieses Erkennen Christi und Gottes ist die Gipfelerfahrung des Glaubens, weil sie Ewigkeit in der Gegenwart erfahren lässt. Sie trägt aber eine mögliche Gefahr in sich, nämlich zu meinen, schon am Ziel angekommen zu sein, vollendet zu sein. Wer sich vollkommen wähnt, beginnt überheblich zu werden und verliert augenblicklich das, was die Gottesschau geschenkt hat, nämlich die Freiheit von aller Selbstbezogenheit, das Hineingenommensein in die Liebe Gottes. Den Korinthern, die in dieser Gefahr standen, musste Paulus ins Stammbuch schreiben:
„Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber baut auf. Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, hat er noch nicht so erkannt, wie man erkennen muss. Wenn einer aber Gott liebt, dieser ist von ihm erkannt.“ (1 Kor 8,1-3 eÜ)
Für Paulus ist die Erkenntnis des Glaubens die Erkenntnis der Liebe Gottes, wie sie sich unüberbietbar am Kreuz offenbart hat. Darum möchte Paulus auch dem Tode Christi gleichgestaltet werden. Die Gemeinschaft mit Christus im Leiden zeigt auch, dass das endgültige, leibhaftige Schauen Christi noch zukünftig ist. Wiederum den Korinthern verdeutlicht er:
Solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern vom Herrn, denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. (2 Kor 5,7)
Diese gegen einen überheblichen Enthusiasmus gerichtete Einschränkung finden wir auch in 1. Korinther 13,12:
Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.
Hier wird auch deutlich, dass der Glauben keine Weltanschauung ist, mit der alles erklärt werden kann – keine Prophezeiung, keine charismatische Erkenntnis reicht so weit. Das Evangelium ist gerade kein Herrschaftswissen, das Überlegenheit schafft. Aber was das Evangelium gewiss vermittelt, ist die rettende Erkenntnis, von Gott erkannt zu sein. Gott sieht mich ganz, erkennt mich völlig, aber diese Erkenntnis führt in Christus nicht zum Tod, sondern zum ewigen Leben. Von Gottes Liebe erkannt zu sein, von der Liebe Christi ergriffen zu sein (Phil 3,12), diese Erkenntnis schenkt das Evangelium ganz gewiss. Darum kann Paulus in Galater 2,20 zuversichtlich bekennen:
Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.
Sonntag, 14. Februar 2010
Glaube bei Paulus (3)
Der Glaube ist als Bindung unseres Herzens an Gott, als Offenheit zu Gott hin, zu begreifen. Sind wir aber dazu überhaupt fähig? Wer von uns vermag sich in dieser existentiellen Weise an Gott zu binden, sich ihm und seiner Heilstat zu öffnen? Wer kann sich selber aus den Strukturen der Gottlosigkeit befreien, um sich ganz an Christus festzumachen? Wie könnte unser ichzentriertes Herz, dessen Wesen ja die Selbstbezogenheit ist, sich selbst dazu bekehren, nicht mehr ichzentriert zu sein?
Paulus versteht darum unseren Glauben, unsere Bekehrung zu Gott, als Gnade und Gabe Gottes. Der Glaube ist nicht eine von uns zu leistende Vorbedingung dafür, dass wir an der rettenden Gemeinschaft mit Gott teilnehmen können. Vielmehr wird die Gemeinschaft mit Gott von uns im Glauben vollzogen. Der Glaube ist nicht Bedingung, sondern Teil des Heilsgeschehens. Glauben wir, befinden wir uns schon ganz im Raum des Heils. Wir treten nicht durch den Glauben als Einlassbedingung in diesen Raum des Heils hinein, sondern wir sind in diesen Raum als Glaubende hineingestellt.
Wie aber kann es dazu kommen, dass wir glauben, wenn wir unsere Bekehrung, die Umkehr des Herzens, nicht selbst bewirken können? Die Antwort ist: Gott entzündet unseren Glauben durch sein Wort, durch das Evangelium. In 1. Korinther 2,4–5 beschreibt Paulus dessen Wirkung:
… mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.
Den Glauben der Korinther hat also Gottes Geist durch die Predigt des Evangeliums bewirkt. Die Verkündigung wurde für sie zu einem Wort, das sie in die Gemeinschaft mit Christus hineingenommen hat. Das Wort von Christus ist auch nach Römer 10,17 die Quelle des Glaubens:
So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi [durch das Evangelium als Wort von Christus].
In Philipper 1,29 deutet Paulus an, dass unser Glaube eine von Gott gegebene Erfahrung ist:
Denn euch ist es gegeben um Christi willen, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden.
Weil Gottes Wort ein schöpferisches Wort ist, ist der Glaube das Werk der Schöpfungsmacht Gottes. Wenn wir glauben, dann ist etwas mit unserem Herzen geschehen, was dieses Herz nicht selbst bewirken konnte. Wir können uns nicht selbst mit dem Schopf aus dem Sumpf der Gottlosigkeit ziehen. Es ist das Evangelium, Gottes Wort, das uns in ein neues Leben ruft. Neu werden wir, weil wir uns im Glauben, der durch das Hören des Evangeliums ausgelöst wird, an Jesus Christus und an dessen Geschichte hängen. So ist der Glaube die Art und Weise („der Modus“), wie wir gegenwärtig im Heil stehen. Das Leben mit Christus folgt daher nicht einem anfänglichen Glauben, sondern der Glaube selbst ist das Leben mit Christus.
Der Geist Gottes ist in diesem Geschehen die Kraft des Wortes Gottes. Gottes Geist macht es zu einem lebendigen, schöpferischen Wort. Darum kann Paulus auch sagen, dass der Geist Gottes unseren Glauben ermöglicht. In 1. Korinther 12,3 erinnert Paulus daran: „… niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den Heiligen Geist.“ Der Geist Gottes ist darum die bewegende Kraft, die durch das Evangelium zu uns kommt und uns zu glaubenden, Gott vertrauenden Menschen macht. Durch den Geist erkennen wir, was Gott im Evangelium schenkt.
Uns hat Gott dieses Geheimnis enthüllt durch seinen Geist, den er uns gegeben hat. Denn der Geist erforscht alles, auch die geheimsten Absichten Gottes. Wie die Gedanken eines Menschen nur seinem eigenen Geist bekannt sind, so weiß auch nur der Geist Gottes, was in Gott vorgeht. Wir haben aber nicht den Geist dieser Welt erhalten, sondern den Geist, der von Gott kommt. Darum können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat. (1 Kor 2,10–12)
Der Geist wirkt so in unserem Herzen, dass wir als Geisterfüllte über uns hinaus schauen können und uns auf Jesus Christus und seinen Vater ausrichten. Der Geist Gottes ist es, der uns den angstfreien Status der Kinder Gottes verleiht und dieses Wissen in unseren Herzen kräftigt: Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsst, sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! (Röm 8,15)
Weil also der Glaube ein durch das Evangelium selbst ermöglichtes Verstehen ist, können wir uns nicht selbst unseres Glaubens rühmen. Das wäre ein Widerspruch in sich selbst. Von mir kann ich nur sagen, dass ich einer bin, den Gott in seiner Liebe gefunden hat. Auf meinen Glauben kann und will ich keineswegs stolz sein. Ich klopfe mir nicht selber auf die Schulter, sondern staune vielmehr darüber, dass Gottes Wort und Gottes Geist meinen Glauben erwecken konnte. Für unseren Glauben, für unser freies, ohne jeden Zwang ermöglichtes beständiges Ja zu Jesus Christus, danken wir Gott, weil wir ihn im Glauben als den Geber aller guten Gaben begriffen haben.
Die Ermunterung „Lass dich versöhnen mit Gott“ (2 Kor 5, 20) spricht Christus selbst durch die Verkündigung. Der Glaube liegt nicht im Herzen der Hörer verborgen, sondern im Herzen des Evangeliums – in Christus selbst. Darum ist es so wichtig, von seiner Geschichte zu erzählen und zu berichten, im Vertrauen darauf, dass sich Gott selbst in der Verkündigung Raum zum Glauben schafft. Auch Christen, die im Glauben stehen (vgl. 1Kor 16,13; 2Kor 1,24) bedürfen der ständigen Erinnerung an das Evangelium. Denn der Glaube hat keinen Stand in sich selbst, sondern ist nur fest im Bezug auf das Wort des Evangeliums. Darum ist die Glaubensstärkung durch die Predigt, die die Heilstat Gottes vergegenwärtigt, die Grundlage der Seelsorge in der Gemeinde.
Paulus versteht darum unseren Glauben, unsere Bekehrung zu Gott, als Gnade und Gabe Gottes. Der Glaube ist nicht eine von uns zu leistende Vorbedingung dafür, dass wir an der rettenden Gemeinschaft mit Gott teilnehmen können. Vielmehr wird die Gemeinschaft mit Gott von uns im Glauben vollzogen. Der Glaube ist nicht Bedingung, sondern Teil des Heilsgeschehens. Glauben wir, befinden wir uns schon ganz im Raum des Heils. Wir treten nicht durch den Glauben als Einlassbedingung in diesen Raum des Heils hinein, sondern wir sind in diesen Raum als Glaubende hineingestellt.
Wie aber kann es dazu kommen, dass wir glauben, wenn wir unsere Bekehrung, die Umkehr des Herzens, nicht selbst bewirken können? Die Antwort ist: Gott entzündet unseren Glauben durch sein Wort, durch das Evangelium. In 1. Korinther 2,4–5 beschreibt Paulus dessen Wirkung:
… mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.
Den Glauben der Korinther hat also Gottes Geist durch die Predigt des Evangeliums bewirkt. Die Verkündigung wurde für sie zu einem Wort, das sie in die Gemeinschaft mit Christus hineingenommen hat. Das Wort von Christus ist auch nach Römer 10,17 die Quelle des Glaubens:
So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi [durch das Evangelium als Wort von Christus].
In Philipper 1,29 deutet Paulus an, dass unser Glaube eine von Gott gegebene Erfahrung ist:
Denn euch ist es gegeben um Christi willen, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden.
Weil Gottes Wort ein schöpferisches Wort ist, ist der Glaube das Werk der Schöpfungsmacht Gottes. Wenn wir glauben, dann ist etwas mit unserem Herzen geschehen, was dieses Herz nicht selbst bewirken konnte. Wir können uns nicht selbst mit dem Schopf aus dem Sumpf der Gottlosigkeit ziehen. Es ist das Evangelium, Gottes Wort, das uns in ein neues Leben ruft. Neu werden wir, weil wir uns im Glauben, der durch das Hören des Evangeliums ausgelöst wird, an Jesus Christus und an dessen Geschichte hängen. So ist der Glaube die Art und Weise („der Modus“), wie wir gegenwärtig im Heil stehen. Das Leben mit Christus folgt daher nicht einem anfänglichen Glauben, sondern der Glaube selbst ist das Leben mit Christus.
Der Geist Gottes ist in diesem Geschehen die Kraft des Wortes Gottes. Gottes Geist macht es zu einem lebendigen, schöpferischen Wort. Darum kann Paulus auch sagen, dass der Geist Gottes unseren Glauben ermöglicht. In 1. Korinther 12,3 erinnert Paulus daran: „… niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den Heiligen Geist.“ Der Geist Gottes ist darum die bewegende Kraft, die durch das Evangelium zu uns kommt und uns zu glaubenden, Gott vertrauenden Menschen macht. Durch den Geist erkennen wir, was Gott im Evangelium schenkt.
Uns hat Gott dieses Geheimnis enthüllt durch seinen Geist, den er uns gegeben hat. Denn der Geist erforscht alles, auch die geheimsten Absichten Gottes. Wie die Gedanken eines Menschen nur seinem eigenen Geist bekannt sind, so weiß auch nur der Geist Gottes, was in Gott vorgeht. Wir haben aber nicht den Geist dieser Welt erhalten, sondern den Geist, der von Gott kommt. Darum können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat. (1 Kor 2,10–12)
Der Geist wirkt so in unserem Herzen, dass wir als Geisterfüllte über uns hinaus schauen können und uns auf Jesus Christus und seinen Vater ausrichten. Der Geist Gottes ist es, der uns den angstfreien Status der Kinder Gottes verleiht und dieses Wissen in unseren Herzen kräftigt: Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsst, sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! (Röm 8,15)
Weil also der Glaube ein durch das Evangelium selbst ermöglichtes Verstehen ist, können wir uns nicht selbst unseres Glaubens rühmen. Das wäre ein Widerspruch in sich selbst. Von mir kann ich nur sagen, dass ich einer bin, den Gott in seiner Liebe gefunden hat. Auf meinen Glauben kann und will ich keineswegs stolz sein. Ich klopfe mir nicht selber auf die Schulter, sondern staune vielmehr darüber, dass Gottes Wort und Gottes Geist meinen Glauben erwecken konnte. Für unseren Glauben, für unser freies, ohne jeden Zwang ermöglichtes beständiges Ja zu Jesus Christus, danken wir Gott, weil wir ihn im Glauben als den Geber aller guten Gaben begriffen haben.
Die Ermunterung „Lass dich versöhnen mit Gott“ (2 Kor 5, 20) spricht Christus selbst durch die Verkündigung. Der Glaube liegt nicht im Herzen der Hörer verborgen, sondern im Herzen des Evangeliums – in Christus selbst. Darum ist es so wichtig, von seiner Geschichte zu erzählen und zu berichten, im Vertrauen darauf, dass sich Gott selbst in der Verkündigung Raum zum Glauben schafft. Auch Christen, die im Glauben stehen (vgl. 1Kor 16,13; 2Kor 1,24) bedürfen der ständigen Erinnerung an das Evangelium. Denn der Glaube hat keinen Stand in sich selbst, sondern ist nur fest im Bezug auf das Wort des Evangeliums. Darum ist die Glaubensstärkung durch die Predigt, die die Heilstat Gottes vergegenwärtigt, die Grundlage der Seelsorge in der Gemeinde.
Samstag, 13. Februar 2010
Glaube bei Paulus (2)
Paulus unterscheidet den Glauben deutlich von „Werken des Gesetzes“, so z. B. in Römer 3,28:
So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird [das Heil empfängt] ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Die Wendung „Werke des Gesetzes“ bezeichnet für Paulus eine Lebensform, die sich an allen Forderungen des mosaischen Gesetzes ausrichtet und versucht, diese einzuhalten. Es handelt sich um die Beobachtung aller Gebote in der persönlichen Lebensführung als Jude. Er selbst hatte dies praktiziert und erhofft, dadurch einen Anspruch auf Anerkennung („Ruhm“) bei Gott erworben zu haben. Er erwartete fest, aufgrund der genauen Befolgung der von Gott gegebenen Gesetze von Gott belohnt zu werden. Diese Form der Gottesbeziehung war damit von klaren Verhaltenserwartungen bestimmt und mit Belohnung verknüpft. Im Nachhinein deutete er dieses Beziehungsgefüge zu Gott als „Knechtschaft“. Für Paulus vor seiner Berufung scheinen Begriffe wie Glaube, Gnade und Liebe keine zentrale Rolle gespielt zu haben.
Das Evangelium änderte für Paulus alles: Die Anerkennung bei Gott, seine heilschaffende Gerechtigkeit und Gottes rettendes Ja zu uns wird nicht durch Orientierung am Gesetz, sondern – egal, ob Jude oder Grieche – durch den Glauben an Jesus Christus empfangen:
Nun aber ist, unabhängig vom Gesetz, die [rettende] Gerechtigkeit Gottes offenbar geworden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten; Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben an Jesus Christus zu allen Glaubenden. (Röm 3,21-22)
Wer an Jesus Christus glaubt, erfährt eine enge Gemeinschaft mit Gott als tiefe Erfahrung der Liebe und Gnade Gottes, die sich in Jesus Christus allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, offenbart:
Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, der das ruft: Abba, lieber Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind. (Gal 4,6–7a)
Glaubende orientieren sich völlig daran, dass das Evangelium sie in die Liebesgemeinschaft mit Gott führt. Dieses Geschehen ist die Geschichte des Gottessohnes, sein Sterben und Auferstehen für uns Gottlose. Glaube ist darum nicht allgemeines Gottvertrauen, sondern ganz konkret gehorsame Hinwendung zum Herrn Jesus Christus:
Denn so du mit deinem Munde bekennst Jesus, dass er der Herr sei, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. (Röm 10,9–10)
Diese Hingabe geschieht in doppelter Weise: einmal als äußeres öffentliches Bekenntnis („mit dem Mund bekennen“) wie auch als innere, ganz persönliche Bekehrung des Herzens. Mit diesem Glauben geben wir Gott, dem Schöpfer und Neuschöpfer die Ehre. Wir trauen ihm zu, dass er uns das ewige Leben durch Christus bereitet hat. Wir öffnen uns seinen Möglichkeiten. Wir erkennen, dass Gott uns tatsächlich in Jesus Christus ein neues Leben geschenkt hat. Im Glauben geben wir Gott die Ehre, weil wir in ihm Schutz und Sicherung unseres Lebens finden. Im Glauben erfüllen wir damit das erste Gebot: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (2 Mo 20,2). Von Abraham sagt Paulus daher:
Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre. (Röm 4,20 LB)
An die Stelle des eigenmächtigen Hochmutes oder der entmutigten Verzweiflung als Folge der Selbst-Zentrierung tritt die Hingabe an Gott, das gottzentrierte Leben.
So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird [das Heil empfängt] ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Die Wendung „Werke des Gesetzes“ bezeichnet für Paulus eine Lebensform, die sich an allen Forderungen des mosaischen Gesetzes ausrichtet und versucht, diese einzuhalten. Es handelt sich um die Beobachtung aller Gebote in der persönlichen Lebensführung als Jude. Er selbst hatte dies praktiziert und erhofft, dadurch einen Anspruch auf Anerkennung („Ruhm“) bei Gott erworben zu haben. Er erwartete fest, aufgrund der genauen Befolgung der von Gott gegebenen Gesetze von Gott belohnt zu werden. Diese Form der Gottesbeziehung war damit von klaren Verhaltenserwartungen bestimmt und mit Belohnung verknüpft. Im Nachhinein deutete er dieses Beziehungsgefüge zu Gott als „Knechtschaft“. Für Paulus vor seiner Berufung scheinen Begriffe wie Glaube, Gnade und Liebe keine zentrale Rolle gespielt zu haben.
Das Evangelium änderte für Paulus alles: Die Anerkennung bei Gott, seine heilschaffende Gerechtigkeit und Gottes rettendes Ja zu uns wird nicht durch Orientierung am Gesetz, sondern – egal, ob Jude oder Grieche – durch den Glauben an Jesus Christus empfangen:
Nun aber ist, unabhängig vom Gesetz, die [rettende] Gerechtigkeit Gottes offenbar geworden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten; Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben an Jesus Christus zu allen Glaubenden. (Röm 3,21-22)
Wer an Jesus Christus glaubt, erfährt eine enge Gemeinschaft mit Gott als tiefe Erfahrung der Liebe und Gnade Gottes, die sich in Jesus Christus allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, offenbart:
Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, der das ruft: Abba, lieber Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind. (Gal 4,6–7a)
Glaubende orientieren sich völlig daran, dass das Evangelium sie in die Liebesgemeinschaft mit Gott führt. Dieses Geschehen ist die Geschichte des Gottessohnes, sein Sterben und Auferstehen für uns Gottlose. Glaube ist darum nicht allgemeines Gottvertrauen, sondern ganz konkret gehorsame Hinwendung zum Herrn Jesus Christus:
Denn so du mit deinem Munde bekennst Jesus, dass er der Herr sei, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. (Röm 10,9–10)
Diese Hingabe geschieht in doppelter Weise: einmal als äußeres öffentliches Bekenntnis („mit dem Mund bekennen“) wie auch als innere, ganz persönliche Bekehrung des Herzens. Mit diesem Glauben geben wir Gott, dem Schöpfer und Neuschöpfer die Ehre. Wir trauen ihm zu, dass er uns das ewige Leben durch Christus bereitet hat. Wir öffnen uns seinen Möglichkeiten. Wir erkennen, dass Gott uns tatsächlich in Jesus Christus ein neues Leben geschenkt hat. Im Glauben geben wir Gott die Ehre, weil wir in ihm Schutz und Sicherung unseres Lebens finden. Im Glauben erfüllen wir damit das erste Gebot: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (2 Mo 20,2). Von Abraham sagt Paulus daher:
Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre. (Röm 4,20 LB)
An die Stelle des eigenmächtigen Hochmutes oder der entmutigten Verzweiflung als Folge der Selbst-Zentrierung tritt die Hingabe an Gott, das gottzentrierte Leben.
Freitag, 12. Februar 2010
Glaube bei Paulus (1)
„Wenn ich doch nur glauben könnte!“, das wünschen sich nicht wenige Menschen, die glauben möchten, aber den Zugang zum Glauben noch nicht gefunden haben. „Ich kann nicht mehr glauben“, das vertrauen manche Christen ihrem Seelsorger oder guten Freunden an. Solche Bekenntnisse zeigen, dass Glaube ein wesentlicher Schlüssel für den Zugang zu dem ist, was Gott in seinem Heilswerk für uns getan hat. Doch was zeichnet diesen Glauben aus, der rettet und eine so zentrale Rolle in der christlichen Religion spielt?
Drei wesentliche Dimensionen des Glaubens lassen sich bei Paulus entdecken. Erstens ist der Glaube ganz auf einen bestimmten Sachinhalt, auf das Evangelium bezogen. Zweitens hebt Paulus den Glauben von „Werken des Gesetzes“ ab. Mit dieser Unterscheidung möchte er die Beziehungsqualität verdeutlichen, die im Glauben zum Ausdruck kommt. Schließlich unterscheidet er zeitlich den heutigen Glauben vom zukünftigen Schauen.
Glaube – am Evangelium orientiert
Der Glaube ist auf einen ganz bestimmten Inhalt bezogen – auf das Evangelium. Das Evangelium versteht sich als die sachgemäße, lehrhaft richtige Darstellung der Heilstat Gottes, die sich in der Geschichte Jesu Christi für uns vollzogen hat. Sie umfasst die Erniedrigung des Gottessohnes, sein Tod am Kreuz, seine Auferstehung und seine Verherrlichung zum Herrn der Welt. Glaube ist daher das Empfangen und die Annahme einer „Lehre“, deren dogmatische Gestalt verbindlichen, ja unveränderlichen Charakter hat. Sehr deutlich, geradezu nachdrücklich betont das Paulus gegenüber den Korinthern:
Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt. Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. Es sei nun ich oder jene: so predigen wir und so habt ihr geglaubt. (1Kor 15,1-11)
Dass der Glaube sich an einer festen, unveränderlichen Lehre orientiert, das hebt Paulus auch im Galaterbrief hervor:
Wie wir eben gesagt haben, so sage ich abermals: Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen habt, der sei verflucht. - O ihr unverständigen Galater! Wer hat euch bezaubert, denen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war als der Gekreuzigte? (Gal 1,9 und 3,1)
Im ersten Thessalonicherbrief gibt uns Paulus einen kleinen Einblick in die Missionsverkündigung unter Heiden. Bei ihnen spielte auch die Verkündigung der Einzigartigkeit Gottes anstelle eines Vielgötterglaubens eine wesentliche Rolle. Hier wird deutlich, dass das Evangelium neben dem Heilsgeschehen in Christus auch den Glauben an Gott, den Vater, als Schöpfer und Richter der Welt umfasst:
Und ihr seid unserm Beispiel gefolgt und dem des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im Heiligen Geist, sodass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja. Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, sodass wir es nicht nötig haben, etwas darüber zu sagen. Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet. (1Ths 1,6-10)
Der Glaube ist also an einen bestimmten, nicht zu verändernden Inhalt und damit an eine wahrheitsgetreue Lehre gebunden. Darum kann Paulus auch vom Gehorsam des Glaubens sprechen (Röm 1,5; 15,18) Diese Lehre aber informiert nicht einfach über etwas, so dass wir dazu auf Distanz bleiben könnten, sondern sie eröffnet uns ein rettendes Beziehungsgeschehen, das von Gott aus geht. Das Evangelium ist nicht weniger als Gottes Liebesbekenntnis zu uns. Darum nimmt uns die Lehre des Evangeliums in eine ewige Liebesbeziehung hinein. Die Sache des Glaubens betrifft nicht nur unser Wissen und Verstehen, sondern unser Herz, unsere ganze Existenz, und das sowohl in zeitlicher wie in ewiger Hinsicht. Diese Lehre zielt auf unsere Bekehrung, auf eine Umkehr unseres Herzens.
Drei wesentliche Dimensionen des Glaubens lassen sich bei Paulus entdecken. Erstens ist der Glaube ganz auf einen bestimmten Sachinhalt, auf das Evangelium bezogen. Zweitens hebt Paulus den Glauben von „Werken des Gesetzes“ ab. Mit dieser Unterscheidung möchte er die Beziehungsqualität verdeutlichen, die im Glauben zum Ausdruck kommt. Schließlich unterscheidet er zeitlich den heutigen Glauben vom zukünftigen Schauen.
Glaube – am Evangelium orientiert
Der Glaube ist auf einen ganz bestimmten Inhalt bezogen – auf das Evangelium. Das Evangelium versteht sich als die sachgemäße, lehrhaft richtige Darstellung der Heilstat Gottes, die sich in der Geschichte Jesu Christi für uns vollzogen hat. Sie umfasst die Erniedrigung des Gottessohnes, sein Tod am Kreuz, seine Auferstehung und seine Verherrlichung zum Herrn der Welt. Glaube ist daher das Empfangen und die Annahme einer „Lehre“, deren dogmatische Gestalt verbindlichen, ja unveränderlichen Charakter hat. Sehr deutlich, geradezu nachdrücklich betont das Paulus gegenüber den Korinthern:
Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt. Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. Es sei nun ich oder jene: so predigen wir und so habt ihr geglaubt. (1Kor 15,1-11)
Dass der Glaube sich an einer festen, unveränderlichen Lehre orientiert, das hebt Paulus auch im Galaterbrief hervor:
Wie wir eben gesagt haben, so sage ich abermals: Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen habt, der sei verflucht. - O ihr unverständigen Galater! Wer hat euch bezaubert, denen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war als der Gekreuzigte? (Gal 1,9 und 3,1)
Im ersten Thessalonicherbrief gibt uns Paulus einen kleinen Einblick in die Missionsverkündigung unter Heiden. Bei ihnen spielte auch die Verkündigung der Einzigartigkeit Gottes anstelle eines Vielgötterglaubens eine wesentliche Rolle. Hier wird deutlich, dass das Evangelium neben dem Heilsgeschehen in Christus auch den Glauben an Gott, den Vater, als Schöpfer und Richter der Welt umfasst:
Und ihr seid unserm Beispiel gefolgt und dem des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im Heiligen Geist, sodass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja. Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, sodass wir es nicht nötig haben, etwas darüber zu sagen. Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet. (1Ths 1,6-10)
Der Glaube ist also an einen bestimmten, nicht zu verändernden Inhalt und damit an eine wahrheitsgetreue Lehre gebunden. Darum kann Paulus auch vom Gehorsam des Glaubens sprechen (Röm 1,5; 15,18) Diese Lehre aber informiert nicht einfach über etwas, so dass wir dazu auf Distanz bleiben könnten, sondern sie eröffnet uns ein rettendes Beziehungsgeschehen, das von Gott aus geht. Das Evangelium ist nicht weniger als Gottes Liebesbekenntnis zu uns. Darum nimmt uns die Lehre des Evangeliums in eine ewige Liebesbeziehung hinein. Die Sache des Glaubens betrifft nicht nur unser Wissen und Verstehen, sondern unser Herz, unsere ganze Existenz, und das sowohl in zeitlicher wie in ewiger Hinsicht. Diese Lehre zielt auf unsere Bekehrung, auf eine Umkehr unseres Herzens.
Montag, 8. Februar 2010
Selbstvertrauen
Von Nelson Mandela habe ich heute morgen einen interessanten, diskussionswürdigen Text gefunden, als ich im Web auf der Suche nach einem Friedengebet war (in der 13. Klasse geht es gerade um die friedliche Revolution in der DDR 1989). Mandela lädt zu einem Selbstvertrauen ein, das nicht überheblich ist, sondern im Bewußtsein der Gotteskindschaft gründet. Ich habe den Text zu Beginn des Unterrichts in der 1. Stunde den Abiturientinnen als Ermutigung vorgelesen. Die eigene Stärke als von Gott geschenkte Stärke wahrnehmen, einsetzen und entfalten.
"Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht,
dass wir den Anforderungen nicht gewachsen sind.
Unsere tiefgreifendste Angst ist,
dass unsere Kraft jedes Maß übersteigt.
Unser Licht, nicht unsere Dunkelheit
macht uns am meisten Angst.
Wir fragen uns, wie kann ich es wagen,
brillant, hinreißend, talentiert und fabelhaft zu sein?
Doch in der Tat, wie kannst du es wagen,
dies alles nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst,
erweist du damit der Welt keinen Dienst.
Es ist nichts Erleuchtetes daran, dich zu ducken,
damit sich andere Leute
in deiner Gegenwart nicht unsicher fühlen.
Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes,
der in uns ist, zu verwirklichen.
Und er ist nicht nur in einigen von uns;
er ist in jedem Menschen.
Und wenn wir unser eigenes Licht strahlen lassen
geben wir unbewusst den anderen Menschen
die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben,
befreit unsere Gegenwart automatisch auch andere."
Nelson Mandela, Antrittsrede als Präsident von Südafrika, Mai 1994.
"Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht,
dass wir den Anforderungen nicht gewachsen sind.
Unsere tiefgreifendste Angst ist,
dass unsere Kraft jedes Maß übersteigt.
Unser Licht, nicht unsere Dunkelheit
macht uns am meisten Angst.
Wir fragen uns, wie kann ich es wagen,
brillant, hinreißend, talentiert und fabelhaft zu sein?
Doch in der Tat, wie kannst du es wagen,
dies alles nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst,
erweist du damit der Welt keinen Dienst.
Es ist nichts Erleuchtetes daran, dich zu ducken,
damit sich andere Leute
in deiner Gegenwart nicht unsicher fühlen.
Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes,
der in uns ist, zu verwirklichen.
Und er ist nicht nur in einigen von uns;
er ist in jedem Menschen.
Und wenn wir unser eigenes Licht strahlen lassen
geben wir unbewusst den anderen Menschen
die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben,
befreit unsere Gegenwart automatisch auch andere."
Nelson Mandela, Antrittsrede als Präsident von Südafrika, Mai 1994.
Freitag, 5. Februar 2010
Jesus erzählt Gleichnisse
Zunächst ein Beispiel für die Verdeutlichung der Faszination des Reiches für Jesus, die freudige Überraschung auslöst:
„Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“ (Mt, 13,44-45)
Der Schatz und die Perle sind Bilder für einen zufälligen, ungeheuren Gewinn, mit dem nicht zu rechnen war. Sie sind das, wovon man nicht zu träumen wagte. Schatz und Perle strahlen Faszination und Schönheit aus, lösen spontan, aber auch nachhaltig Freude aus. Beide ziehen völlig in den Bann und bestimmen ab da an alle weiteren Verhaltensweisen, die aus der Sicht einen uninformierten Beobachters zunächst völlig unvernünftig erscheinen: Warum sollte man alles, was man hat, verkaufen? Alles andere aber verliert für den Finder aufgrund der wertvollen Attraktivität des Fundes an Bedeutung (vgl Phil 3,6-9). Das Reich Gottes ist für Jesus eine Erfahrung, zu der man nicht aufgrund von Druck oder Drohung hingezwungen, sondern zu dem man vielmehr aufgrund einer innewohnenden Attraktivität hingezogen wird und dann alles auf eine Karte setzt.
Jesus löst mit seinen Gleichnissen in sehr kreativer Weise unterschiedliche Fragen in Bezug auf seine Verkündigung des Reiches Gottes. Zu diesen gehören: Wie kann ich die einzigartige Faszination, den hohen Wert des Himmelreiches verdeutlichen (Der Schatz im Acker, Die wertvolle Perle)? Wie kann ich dazu motivieren, sich auf das herannahende Gottesreich kompromisslos einzulassen (Der ungerechte Richter)? Wie erkläre ich die freudige Zuwendung des himmlischen Vaters zu den Sündern (Der Vater und seine zwei Söhne, Das verlorene Schaf, Der verlorene Groschen, Der barmherzige Samariter)? Wie kann ich meine Zuversicht, dass diese Reich wirklich ist und sich verwirklichen wird, verdeutlichen (Gleichnis vom Sämann, Vom Senfkorn, Vom Sauereig, Von der selbstwachsenden Saat)? Wie lässt sich mit Hilfe von Vorgängen des alltäglichen Lebens die außeralltägliche Art und Weise veranschaulichen, in der das Reich Gottes Menschen in Anspruch nehmen will (Arbeiter im Weinberg)?
Was geschieht, wenn Jesus solche Geschichten erzählt? Stellt Jesus mit ihnen die Nähe Gottes und seines Reiches her? Wird das Reich Gottes in ihnen Gegenwart? Oder haben diese Dichtungen Erschließungscharakter? Festzuhalten ist, dass in den Gleichnissen die dem Reich Gottes innewohnende Wirklichkeit sprachlich und bildlich präsent wird und dadurch in die Nähe des Alltag rückt, wobei dieser gleichzeitig neu und anders wahrgenommen wird. In den Gleichnissen wirkt Jesus provokativ, überraschend auf die alltägliche Wirklichkeitswahrnehmung seiner Hörerinnen und Hörer ein. Gängige Erwartungen werden enttäuscht und an deren Stelle neue Wahrnehmungsstrukturen gesetzt, die quer zum „gesunden Menschenverstand“ stehen. Gleichnisse können daher als Bilder verstanden werden, die die Strukturen der Herrschaft Gottes erschließen. Sie lassen Neues, Ungewohntes sehen und im Gleichnis präsent werden. Das Gleichnis packt einen und zieht einen ins Himmelreich hinein. Wer zustimmt, ist „drinnen“, hat Anteil an der Nähe Gottes, weil er verstanden hat.
„Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“ (Mt, 13,44-45)
Der Schatz und die Perle sind Bilder für einen zufälligen, ungeheuren Gewinn, mit dem nicht zu rechnen war. Sie sind das, wovon man nicht zu träumen wagte. Schatz und Perle strahlen Faszination und Schönheit aus, lösen spontan, aber auch nachhaltig Freude aus. Beide ziehen völlig in den Bann und bestimmen ab da an alle weiteren Verhaltensweisen, die aus der Sicht einen uninformierten Beobachters zunächst völlig unvernünftig erscheinen: Warum sollte man alles, was man hat, verkaufen? Alles andere aber verliert für den Finder aufgrund der wertvollen Attraktivität des Fundes an Bedeutung (vgl Phil 3,6-9). Das Reich Gottes ist für Jesus eine Erfahrung, zu der man nicht aufgrund von Druck oder Drohung hingezwungen, sondern zu dem man vielmehr aufgrund einer innewohnenden Attraktivität hingezogen wird und dann alles auf eine Karte setzt.
Jesus löst mit seinen Gleichnissen in sehr kreativer Weise unterschiedliche Fragen in Bezug auf seine Verkündigung des Reiches Gottes. Zu diesen gehören: Wie kann ich die einzigartige Faszination, den hohen Wert des Himmelreiches verdeutlichen (Der Schatz im Acker, Die wertvolle Perle)? Wie kann ich dazu motivieren, sich auf das herannahende Gottesreich kompromisslos einzulassen (Der ungerechte Richter)? Wie erkläre ich die freudige Zuwendung des himmlischen Vaters zu den Sündern (Der Vater und seine zwei Söhne, Das verlorene Schaf, Der verlorene Groschen, Der barmherzige Samariter)? Wie kann ich meine Zuversicht, dass diese Reich wirklich ist und sich verwirklichen wird, verdeutlichen (Gleichnis vom Sämann, Vom Senfkorn, Vom Sauereig, Von der selbstwachsenden Saat)? Wie lässt sich mit Hilfe von Vorgängen des alltäglichen Lebens die außeralltägliche Art und Weise veranschaulichen, in der das Reich Gottes Menschen in Anspruch nehmen will (Arbeiter im Weinberg)?
Was geschieht, wenn Jesus solche Geschichten erzählt? Stellt Jesus mit ihnen die Nähe Gottes und seines Reiches her? Wird das Reich Gottes in ihnen Gegenwart? Oder haben diese Dichtungen Erschließungscharakter? Festzuhalten ist, dass in den Gleichnissen die dem Reich Gottes innewohnende Wirklichkeit sprachlich und bildlich präsent wird und dadurch in die Nähe des Alltag rückt, wobei dieser gleichzeitig neu und anders wahrgenommen wird. In den Gleichnissen wirkt Jesus provokativ, überraschend auf die alltägliche Wirklichkeitswahrnehmung seiner Hörerinnen und Hörer ein. Gängige Erwartungen werden enttäuscht und an deren Stelle neue Wahrnehmungsstrukturen gesetzt, die quer zum „gesunden Menschenverstand“ stehen. Gleichnisse können daher als Bilder verstanden werden, die die Strukturen der Herrschaft Gottes erschließen. Sie lassen Neues, Ungewohntes sehen und im Gleichnis präsent werden. Das Gleichnis packt einen und zieht einen ins Himmelreich hinein. Wer zustimmt, ist „drinnen“, hat Anteil an der Nähe Gottes, weil er verstanden hat.
Mittwoch, 3. Februar 2010
Der zuversichtliche Sämann
Das Gleichnis vom Sämann in Markus 4 läßt sich auf zweierlei Weise lesen. Wir können unseren Blick auf die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit lenken. Oder wir blicken auf den Sämann, der zuversichtlich den Samen ausstreut, ohne sich über den Boden allzuviel Gedanken zu machen. Seine Zuversicht wird belohnt. Der fruchtbare Boden trägt überreichlich. Der Sämann streut seine Liebe aus, Jesus verschenkt seine Liebe überall hin, ohne Berechnung. Er vertraut darauf, dass seine Liebe Frucht tragen wird. Wir lieben, immer wieder zuversichtlich, ohne zu berechnen, ohne in der Enttäuschung zu resignieren, und werden durch das Gleichnis ermutigt, dass es sich lohnt. Die Liebe wird Frucht tragen. Wenn wir so denken und handeln, ist das Reich Gottes schon gegenwärtig.
Der Sämann in den Bildern von Van Gogh sät aus vor dem Hintergrund einer riesigen Sonne, die viel Kraft hat, vor dem Licht (Gottes).
(angeregt duch eine Andacht meines guten Freundes Roland)
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