Albert Schweitzer war in Lambarene missionarisch aktiv und berichtet davon in seinem Buch "Zwischen Wasser und Urwald", erstmals 1921 erschienen. Schweitzer berichtet mit viel Respekt von der Religiositiät der "Eingeborenen", "Primitiven", wie er sie unreflektiert abwertend im Stil der Zeit bezeichnet:
"Das Historische an dem Christentum liegt dem Eingeborenen naturgemäß fern...Die Zeit zwischen Jesus und uns kann er nicht ermessen. Auch die Glaubenssätze, in denen ausgesprochen ist, auf welche Weise die Erlösung nach dem göttlichen Weltplan vorbereitet und verwirklicht worden sein soll, sind iihm nicht leicht begreiflich zu machen. Dafür aber hat er ein elementares Bewußtsein von der Erlösung als solcher. Das Christentum ist für ihn das Licht, das in die Finsternis der Angst scheint. Es versichert ihm, daß er nicht der Gewalt von Naturgeistern, Ahnengeistern und Fetischen ausgeliefert ist und daß kein Mensch unheimliche Macht über den andern besitzt, sondern daß in allem Geschehen nur der Wille Gottes waltet.
Ich lag in schweren Banden,
Du kommst und machst mich los.
Das Christentum ist ihm die von Jesus geoffenbarte moralische Anschauuung vom Leben und der Welt, die Lehre vom Reiche Gottes und der Gnade Gottes....Sowie er mit den höheren sittlichen Begriffen der Religion Jesu bekannt wird, kmmt etwas in ihm zur Sprache, das bisher stummm vorhanden gewesen war, und wird etwas entbunden, das bisher gebunden war.
Die Erlösung durch Jesus erfährt der Eingeborene also als eine doppele Befreiung. Aus der angstvollen kommt er zur angstlosen und aus der unethischen zur ethischen Weltanschauung.
Nie habe ich das Sieghaft-Elementare in den Gedanken Jesu so empfunden, als wenn ich in der großen Schulbaracke zu Lambarene, die als Kirche dient, den Eingeborenen die Bergpredigt und die Gleichnisse des Herrn und die Sprüche des Apostels Paulus von dem neuen Dasein, in dem wir wandeln, auslegen durfte."
Schweizter verweist hier auf zwei grundlegende Aspekte christlicher Spiritualität, die auch in unserer Gegenwart wesentlich sind: Befreiung von Angst und sittliche Orientierung. So einfach ist das.
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