Der interreligiöse Vergleich zwischen Buddhismus und Christentum im vorletzten Post wurde so formuliert, dass möglichst keine der beiden Religionen gegenüber der anderen abgewertet wird. Das gehört sich für den wissenschaftlichen (hier: religionswissenschaftlichen) Vergleich. Wissenschaftler nehmen die Vielfalt (Pluralität) von Religionen wahr und versuchen, Gemeinsamkeiten und auch Besonderheiten der Religionen zu beobachten; dabei enthält sich der Religionswissenschftler weitgehend einem wertenden Urteil über die einzelnen Religionen (Pluralismus).
Wissenschaftler, die auch nach der Wahrheit der Religionen fragen, nehmen dagegegen eine philosophische Perspektive ein. Viele von ihnen bevorzugen diejenige Religion, die ihres Erachtens der Wahrheit am nächsten kommt, sie sehen aber auch in anderen Religionen Aspekte der Wahrheit. Diese Position nennt man Inklusivismus (ein typischer Vertreter dieser Position ist der katholische Philosoph Robert Spaemann).
Wenn jemand im Rahmen einer bestimmten Religion eine grundlegende Erleuchtungserfahrung erlebt hat („Bekehrung“, „Berufung“), dann wird er in der Regel zu einem Zeugen dieser religiösen Wahrheit. In der Rolle des Zeugen bleibt ihm nichts anderes übrig, als „exklusiv“ die Wahrheit zu bezeugen, die sich ihm offenbart hat. Zum Exklusivismus, möglicherweise auch zum Fundamentalismus, wird diese Haltung, wenn man dann auch mit philosophischen oder wissenschaftlichen Gründen beweisen will, dass die eigene religiöse Wahrheit die einzig mögliche Wahrheit ist.
In den Kirchen und Religionsgemeinschaften der Gegenwart liegen exklusivistische, inklusivistische und auch pluralistische Positionen im Streit miteinander.
Zu diskutieren wäre, ob die Position der Zeugenschaft, in der man im respektvollen Dialog mit anderen Religionen die von einem selber erkannte Glaubenswahrheit gewaltfrei bezeugt, eine Alternative zu diesen Positionen ist. Ich finde diese vierte Möglichkeit am attraktivsten.
Freitag, 26. Februar 2010
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