„Wenn ich doch nur glauben könnte!“, das wünschen sich nicht wenige Menschen, die glauben möchten, aber den Zugang zum Glauben noch nicht gefunden haben. „Ich kann nicht mehr glauben“, das vertrauen manche Christen ihrem Seelsorger oder guten Freunden an. Solche Bekenntnisse zeigen, dass Glaube ein wesentlicher Schlüssel für den Zugang zu dem ist, was Gott in seinem Heilswerk für uns getan hat. Doch was zeichnet diesen Glauben aus, der rettet und eine so zentrale Rolle in der christlichen Religion spielt?
Drei wesentliche Dimensionen des Glaubens lassen sich bei Paulus entdecken. Erstens ist der Glaube ganz auf einen bestimmten Sachinhalt, auf das Evangelium bezogen. Zweitens hebt Paulus den Glauben von „Werken des Gesetzes“ ab. Mit dieser Unterscheidung möchte er die Beziehungsqualität verdeutlichen, die im Glauben zum Ausdruck kommt. Schließlich unterscheidet er zeitlich den heutigen Glauben vom zukünftigen Schauen.
Glaube – am Evangelium orientiert
Der Glaube ist auf einen ganz bestimmten Inhalt bezogen – auf das Evangelium. Das Evangelium versteht sich als die sachgemäße, lehrhaft richtige Darstellung der Heilstat Gottes, die sich in der Geschichte Jesu Christi für uns vollzogen hat. Sie umfasst die Erniedrigung des Gottessohnes, sein Tod am Kreuz, seine Auferstehung und seine Verherrlichung zum Herrn der Welt. Glaube ist daher das Empfangen und die Annahme einer „Lehre“, deren dogmatische Gestalt verbindlichen, ja unveränderlichen Charakter hat. Sehr deutlich, geradezu nachdrücklich betont das Paulus gegenüber den Korinthern:
Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt. Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. Es sei nun ich oder jene: so predigen wir und so habt ihr geglaubt. (1Kor 15,1-11)
Dass der Glaube sich an einer festen, unveränderlichen Lehre orientiert, das hebt Paulus auch im Galaterbrief hervor:
Wie wir eben gesagt haben, so sage ich abermals: Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen habt, der sei verflucht. - O ihr unverständigen Galater! Wer hat euch bezaubert, denen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war als der Gekreuzigte? (Gal 1,9 und 3,1)
Im ersten Thessalonicherbrief gibt uns Paulus einen kleinen Einblick in die Missionsverkündigung unter Heiden. Bei ihnen spielte auch die Verkündigung der Einzigartigkeit Gottes anstelle eines Vielgötterglaubens eine wesentliche Rolle. Hier wird deutlich, dass das Evangelium neben dem Heilsgeschehen in Christus auch den Glauben an Gott, den Vater, als Schöpfer und Richter der Welt umfasst:
Und ihr seid unserm Beispiel gefolgt und dem des Herrn und habt das Wort aufgenommen in großer Bedrängnis mit Freuden im Heiligen Geist, sodass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja. Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, sodass wir es nicht nötig haben, etwas darüber zu sagen. Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet. (1Ths 1,6-10)
Der Glaube ist also an einen bestimmten, nicht zu verändernden Inhalt und damit an eine wahrheitsgetreue Lehre gebunden. Darum kann Paulus auch vom Gehorsam des Glaubens sprechen (Röm 1,5; 15,18) Diese Lehre aber informiert nicht einfach über etwas, so dass wir dazu auf Distanz bleiben könnten, sondern sie eröffnet uns ein rettendes Beziehungsgeschehen, das von Gott aus geht. Das Evangelium ist nicht weniger als Gottes Liebesbekenntnis zu uns. Darum nimmt uns die Lehre des Evangeliums in eine ewige Liebesbeziehung hinein. Die Sache des Glaubens betrifft nicht nur unser Wissen und Verstehen, sondern unser Herz, unsere ganze Existenz, und das sowohl in zeitlicher wie in ewiger Hinsicht. Diese Lehre zielt auf unsere Bekehrung, auf eine Umkehr unseres Herzens.
Freitag, 12. Februar 2010
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