Dienstag, 22. Dezember 2009

Paulusoratorium

Was ich erhofft hatte, ist eingetreten. Durch das Live-Erlebnis des Paulusoratoriums in Bamberg und ein Gespräch darüber am Tag danach höre ich das Werk zu Hause anders, es erschließt sich mir besser und viel tiefer.
Ich höre die "Hooklines", die "Ohrwürmer", die Mendelsohn-Bartholdy eingebaut hat, die Wiederholung von musikalischen Motiven, die Vielfalt des eingesetzten Instrumentariums, die Stimmungswechsel, die Dramatik. Ich bemerke mittlerweile auch, dass ich eine sehr gute Interpretation besitze (Helmut Rilling als Dirigent, Gächinger Kantorei, Tschechisches Philharmonisches Orcherster....November 1994), die Solostimmen gefallen mir besser als diejenigen, die ich im Livekonzert gehört habe (klarer, voller) und insgesamt ist mehr Power in dieser Aufführung.
Inhaltlich wird mir klar, dass es M.-B. nicht um eine Lebensgeschichte des Paulus geht, auch nicht um ein Persönlichkeitsbild oder ein scharfes Bild seiner Theologie, sondern um die exemplarische Bekehrung vom Christusfeind zum Christusfreund, um den mutigen Verkündiger des Evangeliums bis hin zum Martyrium. Wenn man das akzeptiert und die doch recht massive Negativzeichnung der Juden (M.-B. war jüdischer Herkunft, aber selbst überzeugter Christ), die mir unangenehm aufgefallen ist, aushält, können einen viele Textpassagen auch innerlich ansprechen.

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