Freitag, 24. Juli 2009

Aufgaben der Kirche/Gemeinde



Eben habe ich eine Dokumentation zum Keith Haring im Fernsehen gesehen (arte). Ein verspielter, manisch kreativer, sich verschwendender New Yorker Künstler, der 1990 im Alter von 31 Jahren starb. Das obige Bild erinnerte mich an Gedanken, die ich vor einigen Wochen zu den zentralen Aufgaben von Kirche und Gemeinde aufgeschrieben habe.

1. Kirche/Gemeinde hat ihren Mittelpunkt im Gottesdienst -
- hier wird gemeinsam Gott gelobt, hier wird zu ihm gebetet (Gebet)
- sein Wort gehört und bedacht (Predigt)
- Abendmahl gefeiert und im Namen das Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft (Sakramente)
Im Gottesdienst begegnen wir dem Vater und dem Sohn, der uns immer wieder und vertieft zu Christen macht und uns in die Nachfolge/Nachahmung ruft. Der Geist Gottes schenkt uns die Klarheit über diese Identität, die wichtiger ist als alle anderen uns vorgegebenen oder von uns selbst gestrickten Identitäten.

2. Gemeinde, das ist die Gemeinschaft der Erlösten. Darum ist Gemeinde mehr als Gottesdienst. Die ersten urchristlichen Gemeinden waren geradezu Lebensgemeinschaften. Diese Lebensgemeinschaft realisiert sich im
- gemeinsamen Lehren und Lernen eines Lebens in der Nachfolge: sie führt ein in die christliche Lebenskunst. "Lehret sie halten alles, was ich euch gesagt habe".
- in der Seelsorge: im gegenseitigen Trösten, Ermahnen und Begleiten. "Tröstet einander".
- in der Diakonie: in der Sorge um die Armen und "Bedürftigen" in der Gemeinde. "Dienet einander".

3. Gemeinde, das sind die Menschen, die von Gott berufen sind, das Evangelium missionarisch zu bezeugen: "Machtet sie zu Jüngern", es aber auch in der Öffentlichkeit wach zu halten: "Suchet der Stadt Bestes". Nachfolge, Seelsorge und Diakonie sind darum nicht nur nach innen gerichtet, sondern ebenso der Welt zugewandt.
- Missionarisches Lehren, das das Evangelium bezeugen will. Angebote für die Mitmenschen, die das Ziel haben, das Evangelium in der Öffentlichkeit bekannt zu machen oder lebendig zu halten und einzelner in die Nachfolge zu rufen. Hier entwickelt sich zwischen Evangelium und Kultur einer Gesellschaft eine intensive Auseinandersetzung.
- Seelsorge für die Öffentlichkeit zeigt sich heute vor allem in Beratungsangeboten oder Unterstützungsangeboten, die von christlichen Gemeinden und Kirchen organisiert werden (z.B. Familienberatung, Studentenseelsorge, Notfallseelsorge bei schweren Unfällen, Trauerbegleitung, Hospizarbeit....)
- Diakonie für die Öffentlichkeit: Christen erhalten mit Christus einen besonderen Blick für die Bedürftigen, Armen, Leidenden. Von diesem Ethos ist auch vielfach unsere noch christlich geprägte Gesellschaft motiviert. Diakonie ist in Deutschland heute in den Sozialstaat/Wohlfahrtsstaat eingebettet und arbeitet in der Regel mit ihm zusammen. Gerade in diesen Beziehungsverhältnissen ist das christliche Engagement sehr wichtig, weil es sich immer wieder selbstkritisch auf Jesus zurückbesinnt und vom Evangelium her motiviert ist.

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