Von Soziologen Niklas Luhmann (1927-1998) stammt das Bonmot: "Erziehung ist eine Zumutung, Bildung ein Angebot" (es steht auf der Rückseite des Buches: Bildung und Weiterbildung im Erziehungssystem).
Wie ist das in Bezug auf Gott? Verstehe ich ihn eher als strengen Pädagogen, der mich erziehen muss, damit ich von meinem sündigen Lebenswandel ablasse, oder eher als weisen Lehrer, der mich mit den Geheimnissen seiner erlösenden Lehre verwundern und verwandeln möchte?
Für Paulus ist ein Gottesverhältnis, das von Strafe geprägt ist, kindlich und unreif. Die Korinther fragt er ironisch: "Was wollt ihr? Soll ich mit dem Stock zu euch kommen oder mit Liebe und sanftmütigem Geist?" Ein solcher liebender, sanftmütiger Lehrer wollte Paulus sein. Denn so erfuhr er auch die Weisheit, die in der Beziehung zu Christus verborgen ist: "Wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit, denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind, und die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind." (1. Kor 1,23-25). - "Wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist....uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit...Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist". (1. Kor 2,7-12 gekürzt)
Die Faszination, die Christus auf Paulus ausübt, die "Erkenntnis", die er schenkt und das ganze Leben verändert, bekennt er ganz offen in Philipper 3,7-11 (gekürzt): Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. ...Ihn möchte ich erkennen, und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleich gestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten."
Diese Erkenntnis ist nicht nur "kognitiv", intellektuell, es ist eher eine existentielle Erkenntnis, die das gesamte Leben transformiert, und zwar weg von Ichzentriertheit und Gewalteinsatz hin zur Orientierung am Kreuz Christi und an der Gewaltlosigkeit, die sich in dieser Liebestat zeigt.
Der Lehrer Jesus macht uns sein ganz spezielles Bildungsangebot: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werden ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht." Was für ein Angebot! Ich möchte mich darauf einlassen!
Mittwoch, 15. Juli 2009
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