Der Tod von Michael Jackson hat mich, wie so viele Menschen, dazu gebracht, wieder seine Alben zu hören. Ich habe mir auch zwei neu gekauft, "Off the Wall" von 1979 und "Dangerous" von 1991. Auf diesem Album habe ich einen wunderschönen Gospelsong entdeckt: "Will you be there". Viele davon gibt es von Jackson nicht - Elvis Presley hat immerhin fast 100 Gospels aufgenommen, die er mit viel Hingabe gesungen hat (vgl. Elvis, Peace in the Valley. The Complete Gospel Recordings) und die zum Teil zu seinen besten Gesangsperformances gehören.
Der Text von "Will you be there" wirkt sehr authentisch. Das wird leider in dem Video, das ich poste, nicht ganz deutlich, weil hier Michael Jackson zu sehr in den Mittelpunkt gestellt wird; er neigt dazu, sich selbst als Heilsfigur verklären zu lassen, was ja gerade für den Text und den Stil nicht gilt: Der Sänger sehnt sich nach jemandem, dem er vertrauen kann, der ihm in seinen Nöten beisteht. Je länger der Song geht, desto deutlicher wird, das es Gott ist, der hier angerufen wird, und der voller Sehnsucht gebeten wird, letzte Stütze im Leben zu sein, zu halten und zu trösten. In der Liveperformance wird dies durch den Engel symbolisiert, der Michael zum Schluss umfängt.
Montag, 20. Juli 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Lieber Christian,
AntwortenLöschendanke für den interpretierenden Hinweis auf das Video. Der Kommentar ruft in Erinnerung, was deutlicher werden müsste, wenn der Text beim Wort genommen werden kann. Du schreibst: "Der Text [...] wirkt sehr authentisch. Das wird leider in dem Video [...] nicht ganz deutlich." Das ist diskret und noch sehr milde ausgedrückt.
Beim Verfolgen der Trauerfeier im Staples Center habe ich den Gospel zum ersten Mal bewusst gehört. Bei der Gelegenheit wirkte die Titelzeile "Will you be there?" vorgetragen von Jennifer Hudson zunächst wie eine Frage an den Autor selbst. Sehr privat und geradezu autobiographisch erschienen mir seine letzten Zeilen, denn auch jenes Mal sprach er sie wohl selbst.
Künstler sind in Zeiten des Massenkonsums nicht zu beneiden: Die Kräfte, die sie rufen, lassen sie in der Regel nicht mehr los. War dieser Anruf Gottes authentisch und ausreichend? Ich hoffe es für Michael Jackson. So oder so halte ich ihn für eine der tragischen Figuren unseres Zeitalters und die Münchner Bilder (die Massen auf dem Marienplatz und vorm Bayrischen Hof) in dem von Dir kommentierten Video machen mir deutlich, dass ich von Menschen umgeben bin, die ihn in seiner Ambivalenz und Gebrochenheit sehr geliebt haben. Und der Engel könnte auch das narzistische Symbol des Ikarus ein...