Donnerstag, 30. Juli 2009
Geistliche Übungen (1): In Christus sein
Ich mache mir bewußt, dass ich meine tiefste Identität in der Gemeinschaft mit Jesus Christus habe, mache mir klar, dass ich „in ihm“ ein neuer Mensch geworden bin. Dabei erlebe ich GlaubensBildung. Denn in dieser Begegnung geschieht eine umfassende Aufklärung über mich selbst. Was ist damit gemeint? Es geht um eine Gemeinschaft mit Gott, die eine heilsame Selbstüberschreitung schenkt. Im Glauben an Jesus Christus werde ich fähig, zu mir selbst, zu meinen Bedürfnissen und Ansprüchen Distanz zu gewinnen. Ich sehe mich von Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit her. Wenn ich mich aber von Gott her sehe, habe ich Distanz zu mir gewonnen, die es mir ermöglicht, mich im rechten Maß zu sehen. Ich werde mich dann weder zu einem Star stilisieren, noch zu einem dahinvegetierenden „Nichts“. Gott schenkt mir eine Beobachtungsperspektive, durch die ich das rechte Maß für meine Freundschaften und Beziehungen, für meinen Umgang mit Erfolg und Misserfolg, mit Besitz und Verlust finde. An nichts muss ich mich völlig hängen. Ich kann mitten im Leben stehen, in der Spannung zwischen Zwängen und Selbstbestimmung, und versuche dabei, von der Perspektive Gottes her zu denken, zu fühlen und zu handeln. Durch diese Außenperspektive gewinne ich eine höhere Sensibilität für immer wieder auftauchende „Maßlosigkeiten“ in meinem Denken, Fühlen und Handeln. Wenn ich erkenne, dass ich an mir leide und andere an mir leiden, weil ich misstrauisch oder neidisch, oder verzweifelt, oder gierig, oder rachgierig, oder besserwisserisch, oder geizig, oder opportunistisch, oder arrogant, oder feige, oder fahrlässig bin, dann hilft der Glaube, wieder ins Gleichgewicht zu kommen – vor allem auch dadurch, dass Gott zuspricht: Du bist fähig, zu lieben, zu gönnen, zu vertrauen, zu hoffen, zu geben, zu verzeihen und beständig, mutig, zuverlässig, fest, klar, langmütig zu sein.
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