"Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen" (1. Thessalonicher 5,16-17)
Diesen Text finde ich für uns moderne/postmoderne Menschen eine unglaubliche Herausforderung. Paulus ermutigt ja dazu, man kann diese Ermunterung nicht als "gesetzlich" bezeichenen, denn es geht um Seelenstimmungen, die nur in der Freiheit der Bindung an Jesus Christus aufblühen.
Karl-Heinrich Ostmeyer erläutert: „Ohne Unterlass“ (griech. adialeiptos) bedeutet nicht abgeschwächt: „regelmäßig“ oder „immer wieder“, sondern in ganzer Schärfe „ununterbrochen“, „pausenlos“, „ohne Unterbrechung“ (Karl-Heinrich Ostmeyer, Das immerwährende Gebet bei Paulus, in: Theologische Beiträge 33, 2000, S. 274-289). In 1. Thessalonicher 5,16-17 hat Paulus also eine kontinuierliche, beständige Grundhaltung im Blick, die aus dem Sein in Christus Jesus folgt. Das Sein in Christus Jesus ist die Grundkonstante christlicher Existenz, sie meint die andauernde enge Verbundenheit mit dem Herrn. Paulus beschreibt Gefühle, Stimmungen und Haltungen, die dies widerspiegeln: andauernde Freude, Dankbarkeit gegenüber allem, was man erlebt. "Seid dankbar in allen Dingen". Das immerwährende Gebet scheint genau dies zu ermöglichen. Damit meint Paulus eine Grundausrichtung auf Gott, die nicht nur sprachlich formulierte Gebete im Blick hat, sondern ein „mit allen Kräften auf Gott bezogen zu sein“ (278). – „Dieses permanente Ausgerichtetsein auf Gott, diese beständige Kommunikation durch jedes Wort und mit jeder Tat, wird von Paulus als Gebet bezeichnet.“ (282) Man könnte von einer „Gebetsbeziehung“ sprechen.
Was für eine Herausforderung! Wie schnell tauche ich in meine Alltagskommunikationen ein und vergesse diesen Grundbezug meines Lebens. Lädt Paulus zu etwas Unmöglichem ein? In der orthodoxen Kirche empfehlen die Mönche, häufig kurze Gebete zu sprechen, um die richtige Seelenverfassung aufrecht erhalten zu können und das beständige Denken an Gott zu verstärken. Ziel ist eine andauernde seelische Stabilität, eine innere Ruhe, die allein von Freude, Friede und Freiheit geprägt ist.
Freitag, 17. Juli 2009
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