Das Buch „Philosophie der Gefühle“ von Christoph Demmerling und Hilge Landweer wirft vertrautes und gleichzeitig überraschendes Licht auf die Frage, was Liebe ist (S. 127-165). Was zeichnet personale Liebe als Gefühl aus (d.h. nicht als Grundhaltung, sondern als etwas, was einem episodisch widerfährt und auch leiblich spürbar ist)?
1. Liebe strebt danach, der geliebten Person nahe sein zu wollen.
2. Liebe ist auf etwas gerichtet, was dem Liebenden fehlt und wonach er sich sehnt.
3. Liebe möchte mit der geliebten Person in gemeinsame Situationen involviert sein.
4. Liebe und hat das Bedürfnis, als Liebe wahrgenommen und angenommen zu werden, im besten Fall Gegenliebe zu erfahren.
5. Liebe richtet sich nicht auf bestimmte Eigenschaften aus, sondern an die gesamte Person um ihrer selbst willen. Sie zielt auf die Individualität des Geliebten.
6. Liebe wünscht der geliebten Person Gutes, hat Interesse an ihren Belangen und an der Verwirklichung ihrer Bestrebungen. „Der Wunsch, dem anderen im umfassenden Sinn Gutes zu tun, ist ausschließlich für die Liebe konstitutiv. Für die Umsetzung dieses Guten müssen aber die Bedürfnisse des Gegenübers bekannt sein.“ (S .136). Zum Wunsch, Gutes zu tun, gehört auch das Sorgen, das „Sich-kümmern-um“ („caring“).
7. Personale Liebe ist dauerhaft angewiesen auf gemeinsame kommunikative Situationen, auf Mitteilung, auf Gespräche („Diskurse“).
8. Körperlich wird Liebe als Weitung (im Gegensatz zur Engung, Bedrückung) erfahren, „das Herz geht einem auf“.
9. Liebe ist ein stärkeres Gefühl als Sympathie, Wohlwollen und Zuneigung, ist mit ihnen aber verwandt und scheint sie zur Voraussetzung zu haben. Liebe ist stärker auf die andere Person bezogen und will am stärksten mit der anderen Person in Verbindung treten.
Diese Merkmale gelten nicht nur für die Paarliebe, sondern auch für die Elternliebe, die Liebe der Kinder zu ihren Eltern, die Geschwisterliebe, für enge Freundschaften, und auch für die Liebe zu Gott (dazu bald mehr!)
Christoph Demmerling/Hilge Landweer, Philosophie der Gefühle. Von Achtung bis Zorn, Stuttgart: Metzler, 2007. ISBN 978-3-476-01767-3
Montag, 3. August 2009
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