Samstag, 22. August 2009

Gefühle (3): Freude und Glück

Zum Gefühl der Freude und zum Glücksgefühl habe ich einige schöne und erhellende Zitate im Buch „Philosophie der Gefühle“ gefunden.

Zunächst anschauliche Beispiele aus dem Kapitel „Glück und Freude“ (S. 111-125), was Freude und Glück auslösen können:

Das Betrachten einer eindrucksvollen Landschaft
Eine besonders schöne Abendstimmung
Eintreffen eines lang ersehnten Besuchs
Erfolg in einer Sache
Wohlbefinden beim Essen und Trinken, bei einem Bad im Wasser oder in der Sonne, beim Tanzen oder beim Liebesspiel.
Geselligkeit – Freude an einer gemeinsamen Situation
Hören von Musik oder ein besonderer Kunstgenuss
Der blühende Garten, der abgeschlossene Text, das gelungene Festmahl

Nun einige, wie ich finde, faszinierende Einsichten in das Wesen von Freude und Glück:
„In der Freude erfahren wir uns als federleicht, ohne Gewicht, und alles scheint ganz mühelos vonstatten zu gehen. Man hüpft vor Freude oder hat zumindest einen Hüpfimpuls.“ (S. 22) – „Leiblich wird Freude als Weitung erfahren mit einer Tendenz nach allen Richtungen. Insbesondere fühlt man sich durch die Freude ‚gehoben‘“, (S. 111) „…oft so, als ob man der üblichen Erdenschwere entzogen wäre. Dieses leibliche Erleben kennzeichnet aber auch das Glücksgefühl als Stimmung. Man fühlt sich leicht und unbeschwert und dadurch oft auch stark und kraftvoll….Je größer und intensiver das Glück, das erfahren wird, umso großräumiger wird die Weitung erlebt…Alles scheint einem leicht von der Hand zu gehen. Negative Erfahrungen rücken in den Hintergrund oder werden uminterpretiert; entscheidend ist die Gegenwart, die als so erfüllend erlebt wird, dass selbst mögliche oder wahrscheinliche Probleme in der Zukunft verblassen und unwichtig erscheinen. Was im Glücksgefühl zählt, ist das erfüllte Hier und Jetzt.“ (S. 118)
„Glücksgefühle implizieren eine positive Bewertung bestimmter Umstände oder Situationen oder auch des eigenen Lebens im Ganzen.“ (114) – Glücksgefühle und, etwas abgeschwächt, das Gefühl der Freude deuten positive Erlebnisse auf das Leben im Ganzen, wird auf mein Leben als Ganzes bezogen (117). – Im Verdichtungsbereich des Glücksgefühls steht „oft die ganze Welt, wie sie selbst dem Glücklichen erscheint, mit ihm selbst als einem harmonischen Teil von ihr….Dass dieser Verdichtungsbereich so weit ist und so vieles im Gefühl umschließt, legt der Übergang zu einer alles umfassenden Stimmung nahe. Wegen dieses umfassenden Charakters des Glücksgefühls könnte man versucht sein, es als ein Gefühl zweiter Ordnung aufzufassen, als ein Gefühl, das spezifischere Gefühle, ‚kleine‘ und ‚große‘ Freuden, quasi verallgemeinert und mit einem Gefühle ‚kommentiert‘, das sich auf das eigene Leben im Ganzen bezieht.“ (119) - „Damit ein Leben in irgendeinem Sinne als ‚gelungen‘ beschrieben werden kann, sind neben den objektiv feststellbaren so genannten Glücksgütern, die zum Teil durch eigenen Tätigkeit erworben, zum Teil auf glückliche Umstände wie die Abwesenheit von Katastrophen rückführbar sind, auch jene subjektiven Glücksgefühle erforderlich.“ (S. 121.) – Glücksgefühle enthalten zudem die Handlungstendenz, ‚die ganze Welt zu umarmen‘, sie gehen oft mit einer großen Offenheit für die Welt und die Belange anderer einher.

„Wer Glücksgefühle oder ein Gefühl tiefer Zufriedenheit erlebt, empfindet oft auch ein Gefühl der Dankbarkeit. In monotheistischen Religionen ist dieses Gefühl auf Gott gerichtet; man dankt im Gebet für all das, was Gott den Menschen schenkt und insbesondere für das Schöne und Gute im Leben dessen, der betet.“ (124) Es handelt sich um eine „existentielle Dankbarkeit“, die bei nichtreligiösen Menschen keine klar definierte Adresse findet und damit der „Verdichtungsbereich“, für gläubige Menschen Gott, unbestimmt bleibt.

Angesichts dieser tiefen Beschreibung von Glück, Freude und Dankbarkeit ist es nur allzu verständlich und allzu klar, dass es das Ziel auch von Religion ist (und sein muss!), Gefühle des Glücks und der Freude auszulösen und zu ermöglichen.


Christoph Demmerling/Hilge Landweer, Philosophie der Gefühle. Von Achtung bis Zorn, Stuttgart: Metzler, 2007. ISBN 978-3-476-01767-3

1 Kommentar:

  1. Dieses Gefühl des absoluten Glücks bleibt meistens nur ganz kurz bestehen. Meiner Meinung nach ist es ein Moment, wo sich die eigene Person auflöst und die Gedanken schwinden und man für kurze Zeit die unglaubliche Weite und den Zusammenhang von allen Leben in sich erfährt. Der Mensch kehrt aber kurz danach wieder zurück sich mit Körper und Gedanken zu identifizieren und der totale Frieden ist weg. Die menschliche Realität ist daher eine Illusion und nur in Momenten des Zusammenhangs von allen Leben und dem Loslassen des Egos z.B selbstloser Liebe, Betrachtung der Natur, Lachen eines Kindes, Versenkung in produktive Arbeit erkennt der Mensch sich als Gott oder Leben an sich und spürt den totalen Frieden. Jesus war meiner Meinung nach nicht mehr identifiziert mit mit seiner Persönlichkeit. Seine Person wandelte auf Erden und sprach zu den Menschen so wie Sie es verstehen je nachdem wie es angebracht war. Deshalb gibt es auch sehr paradoxe Ausprüche die man normalerweise als schlecht oder ohne Liebe wörtlich nehmen würde und die Menschen waren irritiert. Er löste durch seine Sprache aber die falschen Gedankengänge der Menschen auf, damit Sie sich hinterfragen und erkennen,dass Sie in Verleugnung leben. Jesus Gefühl war trotz harscher Worte alle Zeit absolutes Mitgefühl für jedes Leben, weil er das Leben ist und Alle anderen auch.

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