Freitag, 13. November 2009

Bergpredigt - zukünftige Gottesnähe

Die zukünftige (eschatische) Gottesnähe wird mit unterschiedlichen Bildern in den Glückselig-preisungen (Matthäus 5,3-11) sichtbar gemacht, die stark in der Anschauungswelt der Schriften Israels (AT) verwurzelt sind:

- „das Reich der Himmel besitzen“: Der Himmel ist der unbestrittene Machtbereich Gottes, er gehört ganz Gott, und so auch ganz den Seliggepriesenen. Damit gibt Gott an seinem Besitz völligen Anteil, verheißen wird eine engste „Besitzgemeinschaft“, d.h. „Machtteilhabe“, also „Throngemeinschaft“. Die räumliche Nähe zu Gott, konkret: neben ihm sitzen, sollte man sich hier vorstellen, eine nicht zu überbietende Statuserhöhung.

- „getröstet werden“, d.h. von Gott getröstet werden. Trösten ist eine Geste der zärtlichen Berührung, man wird in den Arm genommen, Tränen werden abgewischt, Worte der Beruhigung werden gesprochen.

- „die Erde ererben“: Das Reich Gottes umfasst nicht nur den Himmel, sondern auch die Erde, als Raum ist es der „neue Himmel und die neue Erde“, also eine Sphäre der Einheit von Geistlichkeit und Leiblichkeit. Darum kann man dort auch

- „satt werden“: Jesus vergleicht das Himmelreich oft mit einem edlen Festmahl, an dem man tatsächlich satt wird. Psalm 23,5: "Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein."

- „Barmherzigkeit erlangen“: Barmherzigkeit zeigt sich in Gesten Zuwendung, der Berührung und des Versorgens.

- „Gott schauen“. Dies ist die direkteste Aussage der heilvollen Gottesnähe, Gottes Angesicht sehen, die Schönheit der Schönheiten anblicken und dabei nicht sterben, sondern ewig leben – ein Genuß, keine Qual. Die Beter im alten Israel finden Gottes Angesicht in seinem Tempel: Psalm 27,8-10: "Mein Herz hält dir vor dein Wort: »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, Gott, mein Heil! Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf."

- „Gottes Kinder heißen“: Dies ist die Geste der Anerkennung durch Gott, die Annahme als Kinder, als Söhne Gottes. Hosea 2,1: "Doch die Zahl der Söhne Israel wird wie Sand am Meer werden, den man nicht messen und nicht zählen kann. Und es wird geschehen, an der Stelle, an der zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk!, wird zu ihnen gesagt werden: Söhne des lebendigen Gottes." Die Söhne wiederum regieren mit Gott, sind also zum höchstmöglichen Status erhöht.

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