Ich bin positiv beeindruckt vom Umgang der Angehörigen und der Öffentlichkeit mit dem Suizid von Robert Enke.
Die engsten Vertrauten, seine Frau und sein Therapeut, legen den Hauptgrund offen: Robert Enke litt an einer schweren seelischen Krankheit, an einer besonderen Form der Depression.
Die Medien klären sehr bald mit Hilfe von Experten (Leitern von psychiatrischen Kliniken) über die Krankheit auf und schaffen so ein wenig Sensibilität für den schwierigen Umgang mit lebensbedrohlichen seelischen Krankheiten. Schwieriger, weil nicht nur der Körper (wie z.B. bei Krebs), sondern die Seele des Betroffenen selbst "krank" ist. Damit umzugehen, ist für den Kranken selbst wie auch für die "Mitwissenden" extrem schwierig, weil man nicht einfach "über" die Krankheit reden kann. Denn jede Kommunikation des Kranken wird als Ausdruck der Krankheit wahrgenommen. Das weiß auch der Betroffene und er fürchtet um die "Stigmatisierung", die damit einher geht, ganz anders als bei einer Verletzung oder einer rein körperlichen Erkrankung. Viele versuchen deshalb, unter Aufbringung großer Kräfte, so zu kommunizieren, dass der Verdacht auf seelische Erkrankung gar nicht in der Kommunikation aufkommt.
Die Kirchen organisieren schon am Abend nach der Tat eine ökumenische Andacht, in der dem Toten, aber auch derer gedacht wurde, die mitbetroffen und traumatisiert sind (z.B. der Zugfahrer). Kein Vorwurf, keine schnellen Antworten, vielmehr wird dem Schock, der Trauer durch Kerzen, durch Predigt, Gebet, durch das Vater-Unser und den aaronitischen Segen ein "Halt" gegeben, eine religiöse Sprache und Geborgenheit.
Der deutsche Fußballbund sagt das anstehende Länderspiel ab und gibt Zeit zum Trauern.
Ich habe heute im Religionsunterricht mit einer Klasse über das Geschehen gesprochen und wir haben dann gemeinsam überlegt, was uns dieses tragische Ereignis bewusst machen kann. Dabei ist u.a. deutlich geworden, dass weiterhin Aufklärung darüber notwendig ist, in welchem seelischen Zustand sich Menschen befinden, die an einer Depression leiden, auch wenn das für Nichtbetroffene nicht völlig nachvollziehbar ist. Verständnis führt zu Akzeptanz und Akzeptanz erleichtert es Betroffenen, "gut" mit ihrer Krankheit umzugehen und sich richtig behandeln zu lassen.
Donnerstag, 12. November 2009
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