Seneca schreibt in seiner Rolle als philosophischer Berater an seinen jugendlichen Freund Lucilius:
"Das ganze Leben besteht aus Abschnitten in Form von größeren und kleineren konzentrischen Kreisen: einer ist es, der alle übrigen umfasst und umringt; dieser reicht vom Geburts- bis zum Todestag; es gibt einen zweiten, der die Jugendjahre einschließt; ein weiterer umspannt mit seinem Umfang die ganze Kindheit; hierauf folgt das Jahr als solches, welches alle Zeitabschnitte beinhaltet, aus deren Vervielfachung sich das Leben zusammensetzt; der Monat wird von einem engeren Kreis umgeben; den engsten Zirkel hat der Tag, doch auch dieser kommt vom Anfang zum Ende, vom Aufgang zum Untergang. [...] Daher ist jeder Tag so einzurichten, als würde er die Reihe der Tage beschließen und das Leben vollenden und erfüllen. Das… wollen wir aus gutem (Gewissen) tun und vor dem Schlafengehen fröhlich und heiter sagen: Ich hab' gelebt, und den Lauf, den das Schicksal gegeben, vollendet'. Den morgigen Tag, wenn der Gott ihn hinzufügt, wollen wir freudig annehmen. Derjenige ist ein über-glücklicher und sorgloser Besitzer seiner selbst, der das Morgen ohne ängstliche Unruhe erwartet. Jeder, der abends gesagt hat: Ich habe gelebt, steht täglich zu seinem Gewinn auf."
(Briefe 12,6-9; Übersetzung nach F. Loretto)
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