Welches Problem will der Text lösen?
Das Buch ist ein spannender Beitrag zur Diskussion eines heißdiskutierten altorientalischen und antiken Problems: Wie gelingt ein glückliches, wie gelingt ein gutes Leben? Das Buch positioniert sich mit einer ganz eigenständigen Lösung zu dieser Frage in einer regen weisheitlichen, philosophischen Gesprächslage. Es lehnt im Laufe der Ausführungen mehrere gängige und durchaus plausible Glückskonzepte ab. Gleichzeitig präsentiert es einen eigenen Entwurf zum Frage nach einer Lebensform, die Glück ermöglicht: Glück, d.h. essen, trinken, lieben können, ist eine hin und wieder gewährte Gabe Gottes inmitten der völligen Flüchtigkeit des Lebens.
Wer ist der Autor?
Der im Text von 1,3 an bis 12,7 implizierte Sprecher ist ein alter, erfahrener Mann, der König in Jersualem war (der Gedanke an Salomo liegt nahe, ist aber nicht zwingend). Er wird „Kohelet“ genannt, auch selbst nennt er sich „Kohelet“. Der Name „Kohelet“ lässt an einen Philosophen denken, der im Kreis männlicher, junger Schüler seine Lebensweisheit weitergibt. Die Verse 1,1-2 und 12,8-12 stammen vom realen Autor des Buches. Er benutzt die Figur „Kohelet“ (die entweder ein echter Lehrer des Autors war – so wie Platon seine Lehre durch den Mund seines Lehrers Sokrates kund tut – oder eine vom Autor für den Text geschaffene fiktive Lehrerfigur ist), um seine Philosophie zu entfalten. Das Schlusswort 12,13-14 haben diejenigen Autoritäten hinzugesetzt, die das Buch in den biblischen Kanons eingereiht haben. Die Aussagen von 12,13-14 haben kaum etwas mit der Philosophie zu tun, die von Kohelet in 1,2-12,8 darlegt wird.
Im Mittelpunkt des Buches steht der Icherzähler „Kohelet“, der aus seiner reichhaltigen persönlichen Lebenserfahrung berichtet. Er erzählt von einem großangelegten Glücksexperiment, das nicht zum Erfolg führte, um dann das richtige Verständnis eines gelingenden Lebens zu vermitteln. Dabei zitiert er ältere Spruchweisheiten, manche korrigiert er, andere passen zu seiner eigenen Philosophie.
Wer sind die Adressaten?
Der Icherzähler „Kohelet“ richtet sich an einen jungen Mann, um ihm den richtigen Zugang zur Glückserfahrung „unter der Sonne“ zu vermitteln. Der reale Autor, der Kohelet sprechen lässt, hat alle Menschen im Blick, die Sehnsucht nach einem gelungen Leben haben. Er setzt zwar mit seiner hebräischen Sprache jüdische Hörer, präziser: besitzende, gebildete Männer, voraus, aber eigentlich richtet sich das Buch interreligiös an alle Glückssucher.
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