„Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küßte ihn“ (Lukas 15, 20)
Ein Vater hat zwei Söhne. Von den beiden Söhnen geht der jüngere zuerst seiner Wege. Die Forderungen des Sohnes nach dem Erbteil beantwortet er nicht abwertend, etwa: „Kommt überhaupt nicht in Frage, arbeite erst einmal tüchtig, du fauler Sack.“ Oder: „Nur Abhängen willst du. Eine Tracht Prügel ist wohl besser, als dass ich dir noch mein sauerverdientes Vermögen hinterherschmeiße.“ Nein. Er respektiert die unverschämte Forderung des Sohnes. Der Vater läßt es einfach zu. Warum? Vermutlich, weil er die Fähigkeit hat, loszulassen. Er läßt seinen Sohn gehen, obwohl er weiß, daß dieser noch nicht fähig ist, sich in der Welt zurechtzufinden. Der Vater ist sehr friedfertig. Er hofft darauf, daß sein Sohn durch die Realität der Welt, die das Traumbild des Sohnes in Frage stellen wird, zur Vernunft kommt. Deshalb wartet er auch, bis der Sohn – vom Schicksal gebeutelt – wiederkommt. Sehr geduldig wartet er, steht er an der Haustür. Und als der gescheiterte Sohn nach Monaten, Jahren zurückkommt, unsicher, ob der Vater ihn überhaupt nach seinen Selbstüberschätzung noch „haben will“, kommt er aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Er wird von seinem Vater mit einer Herzlichkeit und Liebe aufgenommen, als ob er noch der gleiche Sohn wäre, welcher er zuvor noch zu Hause gewesen ist. Keine Vorwürfe, kein Zorn. Ganz anders: totale Freude auf Seiten des Vaters, er „flippt“ geradezu aus, weil er seinen Sohn so liebt. Er läuft ihm sogar entgegen.
Jesus hat in dieser Geschichte die einzigartige Liebe Gottes zu uns veranschaulicht. Der Glaube an den Gott Jesu schenkt uns einen Vater, der die Fähigkeiten menschlicher Väter weitaus übersteigt. Von dieser Liebe dichtete Paulus: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf ... sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“ So ist die Liebe Gottes! Im Glauben können wir zu Gott sprechen: Abba, lieber Vater. Eine kindliche Beziehung zu Gott hat etwas mit Vertrauen und Geborgensein zu tun. Die Angst vor dem fernen oder stummen Gott wird uns genommen, da wir ihm ganz nahe gerückt sind. Vertrauen schafft gleichzeitig auch Freiraum. Unser Gott ist daher kein überfürsorglicher, erdrückender Gott. Er läßt uns Freiraum. Er ist gespannt, was wir aus uns machen. Und immer, allezeit, wartet er auf uns, um uns seine Nähe und Sicherheit zu geben.
Freitag, 2. Oktober 2009
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