Freitag, 23. Oktober 2009
Yoko Ono - Liebe als Antrieb
Yoko Ono - das ist für Beatles-Fans die Frau, die die Beatles auseinander brachte. Für John Lennon war sie die Frau, durch die er Liebe lernte. Für Kunstkenner ist sie eine der bedeutensten Fluxus-Künsterinnen. Ein zentrales Konzept sind für sie "Instructions", Anweisungen an die Besucher ihrer Austellung wie z.B. "Reiße ein Loch in ein Blatt Papier und betrachte dadurch den Himmel." - "Höre auf einen Herzschlag"- "Hämmere einen aus der Wand heraushängenden Nagel in die Wand". Das bedeutet für sie Lebendigkeit (vgl. http://100acorns.blogspot.com/)
Im neuen Spex 323, S. 40-43, findet sich ein spannendes Interview mit Yoko Ono, in dem ich sie zum erstenmal selbst höre (nicht nur ihre Stimme, die mir in Songs immer zu sirenenhaft war) und ich bin schwer beeindruckt. Sie ist mittlerweile 76 Jahre alt.
Der Interviewer Max Dax fragt: "Sie gehen auch immer weiter, kommen künstlerisch nie zum Stillstand. Woher beziehen sie ihre Inspiration?" Sie antwortet:
"Meine Liebe zum Leben gibt mir die Kraft und die Energie. Wenn man die Liebe als Antrieb wählt, ist es leichter, Kunst zu produzieren. Viele Leute werden Künstler, weil sie reich werden wollen oder weil sie denken, sie könnten berühmt werden. Das mag ihnen sogar gelingen. Aber ich bin felsenfest der Überzeugung, dass Liebe der beste Antrieb ist, um gute Kunst zu machen. Liebe ist so eine unglaubliche Kraft. Die Kraft liegt im Lächeln. Kommt einem, ganz generell gesprochen, die Liebe abhanden, dann wird man krank. Erst verliert man seine Identität, anschließend die Gesundheit. Die Leute lachen immer, wenn ich so rede, aber ich glaube nun mal fest an die heilende Kraft der Liebe und an Liebe als Antrieb und Währung. Liebe ist eine sehr starke Währung. Auf alle Fälle ist Liebe eine stärkere Währung als Geld. Auch meine Kunst entsteht nicht als Beitrag zum Kunstmarkt, sondern um einen spirituellen Beitrag zu leisten. Die heilende Kraft, die auf diese Weise freigesetzt wird, wird sich in Weltfrieden manifestieren."
Nun ja, der letzte Satz erscheint mir etwas hochgegriffen, eine bei Künstlern nicht selten zu findende religiöse Überhöhung der Fähigkeiten von Kunst. Aber dennoch, ihr Statement hat mich ermutigt. Liebe als Antrieb für die Arbeit, nicht Anerkennung oder Geld.
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Wobei Yoko ja musikalisch nie geglänzt hat und was John mit ihr danach so musikalisch gebracht hat, war nicht die höchste Kunst. Liebe scheint nicht die beste Motivation für tolle Songs zu sein - Kommerz sicher auch nicht...
AntwortenLöschenBegeisterung für etwas, sich in etwas einbringen, an etwas arbeiten, die beste Musik machen wollen, etwas ausdrücken wollen, vielleicht das?
VG Mark
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenEin Kommentar, Mark, über den ich wirklich länger nachdenken muss. Habe ich mich zu schnell für ein Statement von Yoko Ono begeistert? Was meint sie mit "Liebe"?
AntwortenLöschenIn jedem Fall ist mir klar geworden, dass Liebe nur ein Gefühl oder eine Grundhaltung von vielen sein mag, die große oder weniger große Kunst hervorbringen kann. Lennon selbst hat ja einige bedeutende Songs und Gesangsleistungen (Help, I am the Walrus, Yer Blues, I´m so tired) eher aufgrund von Gefühlen wie Wut, Trauer, Angst, Müdigkeit oder Verzweiflung geschrieben und gesungen. Aus der Intensität der Gefühle, vielleicht auch einem Mix von Gefühlen heraus, entstand die Kunst (wobei der Perfektionismus von George Martin, dem Produzenten, nicht zu unterschätzen ist).
Die Motive/Antriebe und Haltungen, die du nennst, sind für Kunst, aber auch für unsere tägliche Arbeit, damit sie "gut" ist (vielleicht manchmal auch wirklich toll gelingt), sehr wichtig, das sehe ich genauso wie du.